Die Commerzbank macht ernst mit den Kürzungsplänen in der Führungsetage. Zwei der neun Vorstände sollen das Gremium verlassen, der Aufsichtsrat soll schon in der kommenden Woche darüber entscheiden, wie drei mit den Plänen vertrauten Personen der Nachrichtenagentur Reuters sagten.

Das Thema sei nachträglich auf die Tagesordnung der Sitzung genommen worden, bei der das Gremium über die Quartalszahlen informiert werden soll. Ein Insider sagte, mit den Betroffenen sei bereits gesprochen worden. Einer von ihnen dürfte Finanzkreisen zufolge Jochen Klösges sein, von dem sich die Bank bereits im vergangenen Jahr hatte trennen wollen. Die Commerzbank wollte sich zu den Personalien nicht äussern.

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Üppig besetzter Verwaltungsrat

«Mit neun Mitgliedern ist der Commerzbank-Vorstand eher üppig besetzt», räumte ein hochrangiger Bankmanager ein. Die ungleich grössere Deutsche Bank kommt mit sieben Vorständen aus. Auch zahlreiche Bereichsvorstände müssen um ihren Job zittern. 51 Commerzbank-Manager tragen diesen Titel, darunter sind vier Frauen.

«Es ist klar, dass man für eine so stark geschrumpfte Bank weniger Manager braucht - zumal, wenn gleichzeitig mehr als 5000 Stellen an der Basis abgebaut werden», hatte ein Insider Reuters bereits in der vergangenen Woche gesagt.

Ein erster Versuch Blessings, den Vorstand nach der Fusion mit der Dresdner Bank vor fünf Jahren zu verkleinern, war vor einem Jahr gescheitert. Nach der Entscheidung, das Immobilien- und das Schiffsfinanzierungsgeschäft einzustellen, sollte der dafür im Vorstand zuständige Klösges gehen.

Doch das Bundesfinanzministerium hatte Aufsichtsratskreisen zufolge sein Veto eingelegt, weil die Auszahlung seines gerade erst bis 2017 verlängerten Vertrages oder eine Millionen-Abfindung nicht in die politische Landschaft passte. Seither kümmert Klösges sich gemeinsam mit Ulrich Sieber um die Abwicklung der internen «Bad Bank». Sieber ist zugleich Personalchef der Bank.

Vom Bankkonto zum Traubenzucker

Doch inzwischen hält der deutsche Staat mit 17 Prozent keine Sperrminorität mehr, sein Einfluss ist begrenzt. Vorstandschef Martin Blessing nannte ihn einen «ganz normalen Grossaktionär». Die kürzeste Rest-Laufzeit hat der Vertrag von Investmentbank-Vorstand Michael Reuther. Er läuft im September 2014 aus.

Doch Reuther, der die Investmentbank stark verkleinert, aber als Gewinnbringer erhalten hat, sitzt ebenso fest im Sattel wie Mittelstandsbank-Chef Markus Beumer. Den am längsten laufenden Vertrag hat Privatkunden-Vorstand Martin Zielke: bis November 2018.

Die übrigen Vorstandsmitglieder haben spartenübergreifende Funktionen: Stephan Engels für die Finanzen, Stefan Schmittmann für das Risikomanagement und Frank Annuscheit, der als Chief Operating Officer (COO) fungiert.

Bei der Online-Tochter Comdirect Bank ist ein Wechsel im Vorstand bereits öffentlich: Der seit fünf Jahren amtierende Finanzvorstand Christian Diekmann verlässt die Bank und wechselt als Geschäftsführer zum Hamburger Nahrungsmittel-Konzern Zertus, der Traubenzucker-Produkte («Dextro Energy»), Zuckertütchen und Waffeln herstellt.

An seine Stelle rückt bei Comdirect zum 1. Oktober der 41-jährige Holger Hohrein. Er war seit 2008 Bereichsleiter in Diekmanns Ressort und vorher neun Jahre lang Unternehmensberater bei McKinsey. 

(muv/aho/reuters)