Der Online-Marktplatz Siroop verschwindet: «Wir werden die Plattform Siroop per Ende Jahr einstellen und künftig allein auf das in der ganzen Schweiz etablierte Online-Format Microspot setzen», bestätigt Coop-Mediensprecher Urs Meier gegenüber «20 Minuten». Laut Meier wurden am Montagnachmittag Mitarbeiter und Händler über den von der Coop-Unternehmensleitung gefällten Entscheid informiert. «Leider ist es uns nicht gelungen, in der kurzen Zeit nach der Lancierung die Plattform genügend voranzutreiben.»

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2016 ging Siroop mit grossen Ambitionen an den Start: Es sollte die Schweizer Version von Amazon und hierzulande der beliebteste Onlinemarktplatz werden. Das ist gescheitert. Selbst die laute Marketingkampagne half nichts, die sich dem Vernehmen nach im stolzen zweistelligen Millionen-Bereich bewegte. Seit über einer Woche nun hat Coop den Geldhahn fürs Marketing zugedreht. Die zuvor überaus aktiven Social-Media-Kanäle von Siroop sind bereits verstummt.

Mitte April wurde bekannt, dass Coop die von Swisscom gehaltene andere Hälfte an Siroop kauft und den Marktplatz mit Microspot zusammenlegen will. Mit Siroop hätte Coop kaum noch aufholen können: Erzrivalin Migros ist mit Digitec Galaxus längst in andere Sphären abgehoben. Und generiert mehr als 700 Millionen Franken Umsatz. Siroop nennt zwar keine Zahlen, laut einer Schätzung des Kölner EHI Retail Instituts kam der Online-Marktplatz 2016 jedoch auf einen geschätzten Umsatz von 25 Millionen Franken – das reicht nicht einmal, um unter die 30 grössten Online-Händler der Schweiz zu kommen.

Und riesige Sprünge dürfte Siroop 2017 kaum gemacht haben. Eine Umfrage von Handelszeitung.ch bei Schweizer Händlern zeigt: Die Verkäufe liefen teils schlecht. So sagt etwa ein Händler, der anonym bleiben möchte, dass monatlich zwei bis drei Bestellungen via Siroop hineingekommen seien. Auf der eigenen Vertriebsplattform hatte das Unternehmen hingegen täglich mehrere hundert Bestellungen verzeichnet. Bei einem zweiten Händler mit völlig anderen Produkten sah es nicht besser aus. Ein Dritter bietet seine Produkte schon gar nicht mehr an auf Siroop. Kritisiert wird etwa, dass für Kunden im Online-Shop das Produkte-Angebot zu unübersichtlich sei.

Deshalb setzt Coop auf Microspot

Kaum verwunderlich also, dass Swisscom bereits zuvor die Reissleine gezogen und ihren Anteil an Coop verkauft hat – damit Coop die Plattform mit Microspot zusammenführen könne, wie es in der Medienmitteilung heisst.

Dass Coop hingegen an Microspot festhält, ist nicht erstaunlich. Mit einem Umsatz von mehr als 180 Millionen Franken gehört der Elektronikhändler zu den zehn stärksten Online-Shops der Schweiz. In Moosseedorf BE, Dietikon ZH und am Bahnhof Zürich betreibt die Coop-Tochter sogar stationäre Standorte. Zudem gibt es in 20 Coop-Filialen Abholstationen.

E-Commerce-Experte Thomas Lang sagt: «Microspot ist sicher die stärkere Marke, nur schon, weil sie seit vielen Jahren am Markt ist.» Siroop hingegen sei ein komplett neuer Brand gewesen, der mit mutmasslichen hohem Millionen-Budget in den Markt gedrückt wurde. 

Für die stärkere Marke entschieden

«Coop hat sich nun für die etabliertere der beiden Marken entschieden. Man steht nun vor der Herausforderung, die in der Wahrnehmung eng mit Electronics verknüpfte Marke Microspot soweit dehnen zu können, das sie auch Glaubwürdig für andere Sortimente wird», sagt LangDigitec hätte sich damals dagegen entschieden und stattdessen den Brand Galaxus als Marktplatz eingeführt. 

Coop zieht nun also den Stecker und gibt Siroop ganz auf. Beim Poker erkennt man einen guten Spieler, wenn er im richtigen Moment seine Karten aufgibt – auch wenn er zuvor bereits viel in den Spielzug investierte. Zuweilen gilt dieser Grundsatz auch in der Wirtschaft.