Das neue Ladenkonzept von Coop verbindet Marktatomsphäre mit modernsten Technologien. 2017 sollen die ersten 40 Filialen umgebaut werden. Danach folgen Schritt für Schritt die restlichen rund 800 Verkaufsstellen.

Was in der Berichterstattung bisher nicht thematisiert wurde: Mit der Neugestaltung soll auch der hochprozentige Alkohol aus seinen Ketten befreit werden. «Neu werden die Flaschen an so vielen Orten wie möglich offen verkauft», sagt Herbert Zaugg, Leiter Ladeninnenausbau bei Coop zu «Bilanz».

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Ein heikles Thema

Der Umgang mit Spirituosen ist im Detailhandel ein heikles Thema. Auch wenn die Realität eine andere ist: Schnaps und Whisky wird in der Gesellschaft eher mit Alkoholismus in Verbindung gebracht als Bier und Wein.

Während Discounter den Grossteil des Sortiments ohne Einschränkungen anbieten, blieb es bei hochpreisigeren Anbietern jahrelang hinter verschlossenen Türen. Doch die Nachfrage für Hochprozentiges, insbesondere für Whisky, ist in den letzten Jahren gestiegen. Das Sortiment wurde entsprechend ausgebaut. Auf coop@home sind inzwischen über 350 Produkte erhältlich.

Hinter Gittern oder Vitrinen

Für Coop ist der erschwerte Zugang zu den Spirituosen in den Filialen nicht mehr zeitgemäss: «Die Flaschen in einen Schrank hinter Gittern zu stellen, hat nicht funktioniert», erklärt Zaugg. «Man musste Coop-Angestellte fragen, die den abgeschlossenen Schrank mit einem Schlüssel öffnen mussten. Das war vielen Kunden zu viel des Aufwands.» In zahlreichen Coop-Läden ist der Schnaps in Vitrinen hinter der Kasse ausgestellt.

Auch das funktioniert laut Zaugg langfristig nicht: «Viele Kunden trauen sich nicht, an der Kasse vor anderen Leuten nach hochprozentigem Alkohol zu verlangen.»

Whisky - die Lieblingsspirituose der Schweizer

In der ersten Coop-Filiale nach neuem Konzept in Zumikon bei Zürich erhalten die Spirituosen jetzt ein eigenes, rund dreieinhalb Meter langes Gestell. Es ist eingebettet in das umfangreiche Wein- und Bier-Sortiment. Whisky sticht dabei heraus. Es ist die Lieblingsspirituose der Schweizer.

Coop verkauft über eine Million Flaschen pro Jahr. Jeder fünfte Whisky in der Schweiz geht über eine Coop-Ladenkasse. Laut handelszeitung.ch gehen Branchenexperten von einem gleich hohen Anteil beim Konkurrenten Denner aus.

Vier Liter Spirituosen pro Kopf

In der Schweiz wird pro Kopf und Jahr vier Liter Spirituosen getrunken. Das macht rund fünf Prozent des insgesamt konsumierten Reinalkohols aus. Zum Vergleich: 60 Prozent wird in Form von Wein, inklusive Sekt, und 30 Prozent in Form von Bier getrunken.

Auch wenn der Alkoholkonsum in der Schweiz seit Jahren kontinuierlich zurückgeht: Coop will seine Spirituosen nicht ausnahmslos mit Bier und Wein gleichstellen. Denn Langfinger sind seit eh und je auf Schnaps sensibilisiert. An Standorten in problematischen Stadtquartieren «mit erhöhtem Diebstahlrisiko» bleibt darum die begehrte Ware hinter Vitrinen.