Die Schweizer Grossbank Credit Suisse lässt ihre Mitarbeiter nicht zu Atem kommen. Reorganisation folgt auf Reorganisation, das hektische Treiben absorbiert seit Jahren interne Ressourcen. Keiner der bisherigen Umbauten ist indes vergleichbar mit dem Mammutprojekt «One Bank», mit dem die Credit Suisse in diesen Wochen das Investment-Banking unter dem Label CS First Boston und ihr traditionelles Bankgeschäft miteinander verschmilzt.

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20 000 Mitarbeiter mehrheitlich in der Schweiz und etwa gleich viele bei First Boston, verteilt auf die ganze Welt, erhalten neue Chefs, neue Abläufe und neue Informatiksysteme. Ab Januar sollen alle CS-Angestellten unter dem Einheitslogo Credit Suisse firmieren.

Bis die CS wie die UBS aus einem Guss operieren wird, sind aber noch grosse Anstrengungen erforderlich. Eine Mehrheit des Personals der heutigen Einheit Credit Suisse (Vermögensverwaltungs- und Kreditgeschäft) ist vom Projekt «One Bank» nicht überzeugt. Dies geht aus einer Personalumfrage hervor, deren Erkenntnisse BILANZ vorliegen.

In einer E-Mail an die Mitarbeiter musste Bereichsleiter Walter Berchtold Anfang September eingestehen, was die Basis schon lange wusste: dass der Zusammenschluss der zwei Bereiche dem Personal missfällt. In seinem Schreiben klingt das so: «Eher schwache Resultate ergaben sich aus den Antworten zum Themenblock ‹übergeordnete Strategie›.» Das Management habe die Bedeutung der neuen Strategie «nicht ausreichend erklären können».

Berchtolds Freude über die «hervorragende Beteiligung» von 81 Prozent dürfte getrübt sein: Diese muss als Kritik an der «One Bank»-Übung und am Topmanagement interpretiert werden. Als letztes Jahr die Stimmung bei der Konkurrentin UBS wegen der Kürzung von Nebenleistungen angespannt war, nahmen 67 Prozent an einer Umfrage teil. Bereits dies galt als Rekordwert und als Folge grosser Unzufriedenheit im Personal.

Die detaillierten Resultate der Umfrage bleibt die CS ihren Mitarbeitern vorerst schuldig. «Das Ergebnis ist erklärungsbedürftig», begründet ein CS-Sprecher das Versteckspiel. «Deshalb wollen wir den Angestellten nichts Schriftliches abgeben, sondern lassen die Umfrage im Team besprechen.» Als Sofortmassnahme hat die Führung bereits Ende Juni die interne Kommunikation zum Thema «One Bank» verstärkt. Im Dezember sollen weitere Schritte folgen, um die Mitarbeiter doch noch für das Projekt gewinnen zu können. Viel Zeit bis zum Start der neuen Bank bleibt dann aber nicht mehr.