Es ist ein Skandal, der die USA erschütterte. Über Jahre frisierte der US-Energiekonzern Enron seine Bücher. Im Dezember 2001 brach das Kartenhaus zusammen. Das Unternehmen meldete Insolvenz an. Es folgten unzählige Klagen.
Die Credit Suisse ist seither damit beschäftigt, sich in den USA für ihre Rolle als Enron-Berater zu verteidigen. Anfang Oktober erlitt das Finanzhaus eine Niederlage vor einem Gericht in New York. Die Credit Suisse scheiterte mit dem Versuch, einen Prozess vor einer Jury zu verhindern. Im Streit geht es um eine zweistellige Millionensumme, involviert sind zwei weitere Grossbanken. Der Prozess gegen die drei soll in den nächsten sechs Monaten beginnen.
Auch interessant
Der Fall könnte auch VR-Präsident Urs Rohner interessieren. Die Karriere des 58-Jährigen basiert unter anderem auf dem Enron-Fall. In früheren Zeiten als Chefjurist der Credit Suisse beschäftigte er sich persönlich mit der Angelegenheit. Rohner fuhr eine harte Linie. Ex-CS-Chef Oswald Grübel lobte ihn deswegen als besten Chefjuristen, den er je erlebt habe. Dank Rohner habe die Bank Hunderte Millionen Franken gespart. Weil er sich nicht habe erpressen lassen von Sammelklagen-Anwälten.
Intimes Verhältnis zu Enron
Im aktuell hängigen Fall geht es um einen kanadischen Investor, der kurz vor dem Kollaps von Enron knapp 100 Millionen Franken in Papiere des Konzerns investierte. Als das Ausmass der Bilanzfälschung klar wurde, war das Geld verloren. Die Credit Suisse, behauptet die kanadische Gesellschaft in ihrer Klageschrift, habe dem Unternehmen beim Betrug geholfen. Die Bank bestreitet die Vorwürfe.
Urs Rohner: Kümmerte sich schon als CS-Chefjurist um Fälle in Zusammenhang mit Enron.
Die Credit Suisse hat das New Yorker Gericht zunächst darum gebeten, den Fall abzuweisen, scheiterte aber damit. Dann versuchte die Bank, eine Verhandlung mit Jury abzuwenden – und scheiterte damit abermals.
Hausbank von Enron
Das jüngste Urteil stammt vom letzten Freitag. Der Nummer zwei des Schweizer Bankenplatzes wurden Aussagen und E-Mails von ehemaligen Angestellten zum Verhängnis. Die Unterlagen zum Fall zeigen klar auf, dass es innerhalb der Schweizer Bank zahlreiche Personen gab, die bereits früh von den kriminellen Machenschaften von Enron wussten.
Das Gerichtsurteil von Ende September ist 58 Seiten lang. Es stützt sich in Teilen auch auf Aussagen von Andrew Fastow, dem ehemaligen Finanzchef von Enron. Er bezeichnete die Credit Suisse in früheren Einvernahmen als eine der wichtigsten Banken des Energiekonzerns, die bei zahlreichen Transaktionen zugegen gewesen sei. Fastow wurde für seine Machenschaften bei Enron zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er wurde 2011 aus dem Gefängnis entlassen und arbeitet heute unter anderem als Gastredner an diversen Universitäten.
Andrew Fastow: 2006 zu sechs Jahren Haft und zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.