Erst seit März, also seit knapp sechs Monaten, war Navyboot-Chef Marcus Meyer im Amt, als er vor einigen Tagen seinen Abschied verkündete. Dabei hatte Navyboot-Eigentümer Philippe Gaydoul extra für Meyer den Chefsessel geräumt und ihn bei der Präsentation mit höchstem Lob bedacht. Nun das abrupte Ende mit dem Hinweis auf «familiäre Gründe». Schnell machten Spekulationen über mögliche Konflikte die Runde. Doch die Gründe für Meyers Abgang seien tatsächlich familiäre, wie ein Insider sagt – und wie auch der Flurfunk in der Zürcher Navyboot-Zentrale bestätigt.

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Tatsächlich habe sich Meyer entschieden, vorerst für seine kranke Tochter da zu sein. Obwohl erst im Teenageralter, habe sie bereits Organe transplantiert bekommen müssen, eine weitere Operation stehe bevor. Den Job als Navyboot-CEO von München aus zu machen, wo seine Tochter wohnt und in einer Spezialklinik behandelt wird, war für Meyer offenbar keine Option, so der Insider. Erstens lasse sich der Job nicht aus der Ferne erledigen, und zweitens habe für Meyer die Familie nun Vorrang.

Der vierte externe Chef

Meyer war der vierte externe Chef, seit Gaydoul 2008 Navyboot gekauft hatte. Der erste war sein Vertrauter Hendrik Gottschlich, in einem Interregnum war Designer Adrian Margelist der starke Mann. Faris Momani (davor Joop, LVMH) leitete Navyboot von 2011 bis 2013; die Abgänge wirkten jeweils durch Unstimmigkeiten ausgelöst. Ob Gaydoul mit Meyer Differenzen hatte, ist nicht bekannt.

Der Deutsche hat in der Branche einen guten Ruf und sass seit Mai 2015 bei Navyboot im VR, bis er CEO wurde. Gaydoul, der vor Meyer selber Chef war und diesen Job nun wieder übernimmt, kann auf Meyers Umbauarbeit aufbauen: Ein Kundenbindungsprogramm ist gelauncht, der Online-Store hochgefahren, die Kollektion modernisiert und entschlackt. Im wichtigen Feld Sneakers sollen sich die Verkaufszahlen sogar vervielfacht haben. Aber grundsätzlich muss Navyboot erst wieder als Marke Vertrauen aufbauen, leidet zudem unter der Totalflaute am Schweizer Schuhmarkt – und dürfte es schwer haben, 2016 in die schwarzen Zahlen zu kommen.

Dirk Ruschmann
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