Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Personaler im Vorstellungsgespräch wirklich nach euren Stärken und Schwächen fragen? Nicht, weil sie hören wollen, dass Sie besonders teamfähig seien und dass Sie einen Hang zur Perfektion haben und Dinge zu genau nehmen (alles Antworten, mit denen sich viele Bewerber gerne aus dieser Frage herausmogeln). Sie wollen wissen, ob Sie selbstreflektiert seien.

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«Selbstreflektiert zu sein, gehört zu den Dingen, die wirklich wichtig sind, wenn man sich auf eine Stelle bewirbt», sagt Personalberaterin Anna Brandt. Seit 13 Jahren ist Brandt im Recruiting tätig. Vor zwei Jahren gründete sie ihre eigene Firma Brandt Talent Solutions und berät seitdem schnell wachsende Tech-Firmen. Aktuell ist sie als Beraterin bei Uber tätig.

Selbstreflexion beim Abschicken der Bewerbung

Selbstreflexion gilt es nicht nur im Vorstellungsgespräch zu beweisen, erklärt sie im Gespräch mit Business Insider. Es beginnt schon beim Abschicken der Bewerbung. «Was ich manchmal sehe, ist, dass Leute, die sich am Anfang ihrer Karriere befinden, sich auf Stellen wie ‚Head of’ oder ‚Director’ bewerben.»

Das zeige, dass der Bewerber entweder die Stellenausschreibung nicht richtig gelesen hat, oder dass das Unternehmen mit der Ausschreibung einen schlechten Job gemacht hat und nicht deutlich wurde, welche Fähigkeiten Bewerber mitbringen müssen. «Seien Sie selbstreflektiert darüber, wo Sie sich gerade in eurer Karriere befinden, und bewerben Sie sich dort, wo es sinnvoll ist.»

Wann seid ihr im Job gescheitert und was werdet ihr beim nächsten Mal anders machen?

Welche Frage Brandt stellt, um herauszufinden, ob der Bewerber selbstreflektiert ist, hinge von seinem Niveau und Kaliber ab, sagt sie. Eine Frage gebe es aber, die sich auf alle Kandidaten anwenden lässt. «Eine allgemeine Frage ist, den Kandidaten darum zu bitten, über eine Zeit zu reflektieren, in der er mit etwas gescheitert ist. Was ist passiert und was war das Ergebnis? Was war sein Plan und was wird er beim nächsten Mal anders machen?»

Damit möchte sie zwei Dinge herausfinden. Zum einen will sie damit erfahren, ob der Bewerber über sich und seine Leistung kritisch nachdenken kann. Wie gut kennt er sich selbst? Was sind seine Stärken und worin ist er vielleicht nicht so gut? Zum anderen will sie wissen, ob der Bewerber fähig ist, sein Verhalten zu verändern. «Man muss selbstreflektiert sein, aber auch fähig, das Verhalten zu ändern, um erfolgreicher zu sein.» Das sei besonders wichtig, da sich Jobs in schnell wachsenden Unternehmen so schnell verändern können. «Man muss wissen, worin man gut ist — und man muss wissen, wann man etwas vermasselt hat, um sein Verhalten verändern zu können.»

Eine richtige Antwort ist eine ehrliche Antwort

«Ich denke, dass die richtige Antwort eine ehrliche Antwort ist», sagt Brandt und rät von Floskeln wie «Ich bin Perfektionist» ab. «Eine richtige Antwort könnte eine Anekdote aus eurem vergangenen Job sein, wo ihr eine Entscheidung treffen musstet, die nicht gut ausgegangen ist.»

Eine weitere wichtige Fähigkeit, die Bewerber laut Brandt bei Uber — einem datengetriebenen Unternehmen — mitbringen müssen, sind analytische Fähigkeiten. Ebenso wichtig sei der Fokus auf Problemlösung und darauf, Dinge zu bewegen. «Bei Uber lösen wir die grössten Transportprobleme der Welt — also müssen wir ziemlich innovativ sein und darauf fokussiert sein, Probleme zu lösen.»

Dieser Artikel erschien zuerst bei «Business Insider Deutschland» unter dem Titel «Uber-Personalberaterin erklärt, mit welcher Frage sie herausfindet, ob Bewerber selbstreflektiert sind».