Ein begeisterter Gitarrist und geschickter Handwerker war Jean-Michel Capt schon immer. So suchte er ständig nach neuen Möglichkeiten, Gitarren zu bauen. Vor drei Jahren machte er seine Passion zum Geschäft. Mit einem vierköpfigen Team und einem Lehrling bietet der 51-jährige «Jung»-Unternehmer akustische und elektrische Gitarren unter dem Namen JMC Guitars an. Partnerin und Chefin der ersten Stunde des hinter den Gitarren stehenden KMU JMC Lutherie SA ist die 32-jährige Céline Renaud. Die Gitarren gehören zur Spitzenklasse; deshalb wurden bisher erst einige Dutzend pro Jahr verkauft. Vertrieben werden sie allerdings bereits bis nach China und Japan.

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Passion und Qualität

Heute wird Lutherie von 18 Aktionären getragen. «Wichtig sind aber auch die beratenden Partner», unterstreicht Renaud. Dazu gehören die Managerschmiede IMD und die Hochschule EPFL in Lausanne sowie Genilem, eine Westschweizer Initiative zur Förderung neuer Unternehmen.

Der Name der Firma ist Verpflichtung. Denn «Lutherie» umfasst weit mehr als die wörtliche Übersetzung «Geigenbau» respektive allgemein die Herstellung von Saiteninstrumenten. «Lutherie» steht für Passion, Freude und Wertschätzung. Gemeinsam mit Capt teilt Renaud die Liebe zum Vallée de Joux mit seinem rauen Klima und den kargen Böden. Beide sind am Firmensitz in Le Brassus aufgewachsen und wissen: Erst die Nähe zur Natur und das Geschick für sorgfältige Handwerksarbeit erlaubten das Leben in diesem Tal.

Ein entscheidender Heimvorteil stellt dabei der Fichtenwald Risoud dar. 2300 ha gross, reicht er vom Vallée de Joux bis nach Frankreich. Dort finden sich die begehrten Resonanzbäume für die Gitarren. Das Klima lässt die Bäume nur langsam wachsen, was dichtes, doch leichtes Holz ergibt. Erst nach 200 bis 350 Jahre werden sie gepflückt.

Mehrere tausend Franken

Richtig: Der 79-jährige Waldgärtner und Baumpflücker Lorenzo Pellegrini pflückt die geeigneten Baumriesen. Nur etwa 1 Baum auf 10000 entspreche den Qualitätsanforderungen, erklärt Céline Renaud. Sorgfältig werden die Tonbäume geschlagen, genau einmal im Jahr im frühen November, wenn der abnehmende Mond tief über dem Horizont stehe. Nur die untersten etwa zehn Meter ergeben Gitarren, insgesamt rund 100 Decken und Böden. Fünf bis zehn Jahre muss das Holz dann trocknen – und weitere vier bis sechs Monate dauert es, bis Capt und seine Mitarbeiter ein Instrument fertig gestellt haben. Eine akustische Gitarre kostet bis zu 5000 Fr., elektrische sind etwas günstiger.

Die Millionengrenze naht

Zu ihren Kunden gehören Fernandos Saunders, einst Bassist bei Eric Clapton, oder die kanadische Sängerin Linda Lemay. Die Rückmeldungen der Käufer geben Capt wertvolle Tipps.

JMC Lutherie soll weiter wachsen. 2009 dürfte mehr als 1 Mio Fr. an Umsatz erzielt werden. Gleichzeitig will Jean-Michel Capt aber auch an anderen Projekten arbeiten.

Eine verblüffende Klangwand

Jüngstes Beispiel ist eine Klangwand: Ein grosses, sanft gebogenes Rechteck aus Tonholz übernimmt anstelle einer üblichen Membran die Schwingungen vom Lautsprecherantrieb. Das führt zu einem warmen Klang. Verblüffend ist vor allem, dass solch eine Klangwand genügt, um einen Stereoeffekt zu erzeugen und alle Tonnuancen erklingen zu lassen. Messungen der EPFL haben diese von Capt erforschten Resultate bestätigt.