Für zwei privat gehaltene Firmen legt legt Cisco Systems 7,4 Milliarden Dollar auf den Tisch. Telewest kauft für 430 Millionen Pfund die noch ausstehende Hälfte von Cable London. Die Deutsche Telekom investiert 16 Milliarden Franken in One2One. Wahrlich, in der Telekommunikationsbranche herrscht derzeit kein Mangel an fetten Schlagzeilen.

Die Liste der Deals liesse sich beliebig verlängern. In der einst behäbigen, ausserhalb der USA weitgehend von staatlichen Monopolanbietern beherrschten Telekommunikation bleibt kein Stein auf dem anderen. Kaum ein Unternehmen, das nicht auf Einkaufstour geht, sich der Gefahr einer Übernahme ausgesetzt sieht oder, aus dem Nichts auftauchend, schnurstracks in die vorderen Ränge der Giganten marschiert.

Entsprechend unübersichtlich gestaltet sich die Situation für Anlegerinnen und Anleger. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Angebot an kotierten Fernmeldeaktien aus einer Handvoll amerikanischer Titel bestand. Die weltweite Liberalisierungswelle, die Privatisierung staatlicher Carrier, die explosionsartige Verbreitung der Mobiltelefonie und die Internetrevolution haben der Industrie epochale Veränderungen beschert und die Finanzgemeinde mit Hunderten von neukotierten Firmen beglückt.

Schwierig ist allein schon, den Sektor abzugrenzen. Klar, die Swisscoms der Welt gehören dazu wie die reinen Funknetzbetreiber und die Baby-Bells. Wie aber steht es mit den Handyherstellern, wie mit Internetfirmen? Sind nicht auch America Online und Yahoo Kommunikationsunternehmen? Wie steht es mit dem Buchhändler Amazon.com, der seine Existenz allein der Kommunikationsrevolution verdankt?

Die Grenzen zwischen klassischen Netzanbietern, Hardwareproduzenten und Softwareentwicklern zerfliessen. Die Investoren müssen umdenken. Die Zeichen frühzeitig erkannt hat die Privatbank Lombard Odier. In ihrem Infology Fund finden sich so verschiedene Papiere wie IBM, Mannesmann, Dell Computer und eToys vereint.

Das hohe Tempo und die mannigfaltigen technischen Veränderungen verunmöglichen es dem Laien, die Übersicht zu wahren und sich vor Verlusten zu schützen. Noch vor kurzeem galten die Swisscom-Aktien als Topinvestment. Margendruck und der Einstieg bei Debitel haben den Aktien indes arg zugesetzt. Prompt schauen sich die Anleger nach anderen Möglichkeiten um. Aber auch hell strahlende Sterne vom Kaliber der Cisco Systems sind nicht gegen Ungemach gefeit. Wer weiss schon, ob Cisco die Weichen jederzeit richtig und rechtzeitig stellt?

Ein gutes Beispiel für die rasche Vergänglichkeit liefert das Internet, dank dessen Boom viele Fernmelder Rahm abschöpfen. Was aber, wenn die Breitbandtechnologie sich durchsetzt? Dann sind es plötzlich auch die Kabel-TV-Netze oder sogar die Stromverteiler, welche die Investoren ins Schwärmen bringen. Anlagefonds sind deshalb gerade in der Telekommunikation eine gute Alternative zu individuellen Aktien. Abstürze, wie sie der einst hochgejubelte und jetzt zahlungsunfähige Satellitentelefonbetreiber Iridium im Depot mancher Anleger verursacht hat, werden mit Fonds vermieden oder stark abgefedert.

Selbstverständlich ist es reizvoller, mit dem richtigen Tipp 250 Prozent statt mit einem Fonds 25 Prozent zu verdienen. Denn wo täglich 10 000 neue Websites entstehen, wo US-Unternehmen ihre Investitionen in vier Jahren von 60 auf 200 Milliarden Dollar aufpumpen wollen und wo Experten innert fünf Jahren eine Explosion der Verkäufe von Internetdienstleistungen von 8 auf 80 Milliarden Dollar prognostizieren, kommt Goldgräberstimmung auf. Nicht zufällig lässt sich ein grosser Teil der jüngst zu Multimillionären avancierten Managementtalente dem erweiterten Telekomsektor zuordnen.

Da wollen die Anleger nicht abseits stehen. Für viele Anbieter sind die Wachstumsaussichten tatsächlich berauschend. Beispiel Mobilfunk: Die für viele Zeitgenossen bereits unerträgliche Handypräsenz ist erst die Spitze des Eisbergs. «1998 gab es weltweit 250 Millionen Mobilfunkteilnehmer, bis 2005 dürfte es eine Milliarde sein», sagt Emil Dörig, Manager des CS-Equity-Fund High Tech. Die Marktdurchdringung ist dabei höchst unterschiedlich. Während sie in den USA erst 25 Prozent beträgt, erreicht sie in Finnland, dem Heimmarkt von Nokia, 60 Prozent. «Nokia hat die Nase vorn», sagt Wojtek Uzdelewicz vom US-Brokerhaus SG Cowen, «kurzfristig könnte die Aktie etwas unter Druck kommen, längerfristig ist sie aber erste Wahl.»

Natürlich klingelt die Kasse auch bei den Gesprächsvermittlern. Wer davon profitieren will, dass immer mehr Leute immer länger ohne Strippe quasseln, hält sich vorzugsweise an reinrassige Mobilnetzanbieter. Mit der Übernahme von AirTouch ist die britische Vodafone zum weltweit grössten Konzern dieser Ausrichtung aufgestiegen. Weil Masse und globale Präsenz das Mass aller Dinge verkörpern, ist Vodafone AirTouch ausgezeichnet positioniert.

Viel Gewicht bringen die global tätigen Giganten AT&T und MCI WorldCom auf die Waage. Beide sind in Fest- wie Mobilnetzen engagiert und stellen auch dem Internet viele (gebührenpflichtige) Fahrspuren der viel zitierten Datenautobahn zur Verfügung. Preiskämpfe in der konventionellen Telefonie haben die Kurse jüngst gedrückt, was sie besonders kaufenswert macht. Auf die nötige Grösse und internationale Ausrichtung bringt es auch British Telecom. Der ehemalige Staatsbetrieb hat die Wandlung zum schlanken und schlagkräftigen Privatunternehmen mit Bravour gemeistert.

Neben der Sprachkommunikation gilt die mobile Datenübermittlung als eines der nächsten grossen Wachstumsfelder. Ihr Anteil am gesamten Mobilfunkaufkommen beläuft sich erst auf zwei Prozent. Mit der fortschreitenden Vereinfachung der Geräte und mit immer nützlicheren Inhalten dürfte die Nachfrage anspringen. In Japan hat NTT DoCoMo, zu 67 Prozent von Nippon Telegraph & Telephone (NTT) kontrolliert, für ihren mobilen Internetservice in einem halben Jahr mehr als eine Million Abonnenten gewonnen – ein traumhafter Erfolg. «Mit NTT kauft der Anleger diesen wachstumsträchtigen Bereich, ohne auf den Rückhalt eines soliden und im asiatischen Vergleich gut positionierten Konzerns zu verzichten», sagt Fondsmanager Dörig. Einen ähnlichen Service wie DoCoMo bieten die amerikanische Sprint PCS und die finnische Sonera. «Mobile Datenübertragung ist das Thema in den nächsten zwölf Monaten», ist man bei Credit Suisse First Boston überzeugt.

Ein weiteres Thema ist die Breitbandtechnologie, mit deren Hilfe über bestehende Netze ein immer grösserer Strom von Sprach- und Datenkommunikation geleitet werden kann. Sie soll den nächsten Quantensprung im Internet bringen. TV-Netzbetreiber Comcast ist laut dem US-Brokerhaus PaineWebber der Titel, um dieses Thema zu spielen. «Eine breite Kundenbasis, ein hohes Innovationstempo, ein in der Branche einzigartiger Selbstfinanzierungsgrad und die Kombination mit ausgewählten Internetaktivitäten machen das Unternehmen sehr attraktiv», urteilt Analyst Thomas W. Eagen.

Attraktiv sieht auch Broadcom aus. Erst gut ein Jahr an der Börse, hat diese Gesellschaft vom US-Hightech-Magazin «Red Herring» das Prädikat «Unternehmen mit dem bestem Langfristpotenzial» eingeheimst. «Broadcom besitzt quasi den Markt für Kabelmodem-Komponenten», schwärmt das Insiderheft aus dem Silicon Valley. Trotz den exzellenten Wachstumsaussichten ist aber Vorsicht geboten, handelt es sich doch um einen Nebenwert, der nur für risikofreudige Anleger in Frage kommt. Auf ganz ähnlichem Gebiet gibt es in der Schweiz mit dem Nebenwert Kudelski übrigens eine Alternative. Last but not least gehört auch Lucent Technologies in die Top Ten. Der weltgrösste Produzent von Telekomausrüstungen ist gut dafür positioniert, in den nächsten Jahren ein Umsatz- und Gewinnwachstum von jährlich über 20 Prozent zu erzielen.

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