Jetzt also ist bei der UBS die Nachfolge von Klaus Wellershoff als Chefökonom bekannt. Der ins Amt beförderte Andreas Höfert, ausserhalb der UBS weitgehend unbekannt, arbeitet bereits seit 1999 im Research der Grossbank. Vorher war er für die ETH-Konjunkturforschungsstelle Kof tätig. Angefragte Ökonomen, die ihn persönlich kennen, sind voll des Lobes. Sie heben vor allem sein grosses ökonomisches Sachwissen hervor. Fraglich ist hingegen, ob der neue Chefökonom in seinem Amt glücklich wird. Die Begeisterung seiner Vorgänger hatte sich jedenfalls in Grenzen gehalten.

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Während der Titel des Chefökonomen nach aussen hin beeindruckt, hat er bankintern wenig Bedeutung und ist mit keinerlei Entscheidungskompetenzen verbunden. Der «Chef» hat auch keine Mitarbeiter. Bei diesem Posten geht es hauptsächlich um repräsentative Aufgaben. Viel wichtiger ist das Amt des Chefs des Research Wealth Management, der gewöhnlich mit jenem des Chefökonomen in Personalunion ausgeübt wird. In diesem Bereich arbeiten weltweit etwa 200 Personen in 13 Ländern. Wellershoff hatte diesen Posten bis im vergangenen August inne. Auch Höfert wird diese wichtige Funktion ausüben.

Rücktritt aus Frust

Wellershoff hat diesen Posten im letzten Sommer aus Frust aufgegeben, weil die von ihm und seinen Forschern ausgearbeiteten Anlageempfehlungen von den Portfoliomanagern unbeachtet blieben - und das schlechte Abschneiden in den Kundenportfolios Wellershoffs Team angelastet wurde. Den Posten als Chefökonom hat Wellershoff vorübergehend behalten, doch sickerte schon damals durch, dass er ihn Ende März 2009 abgeben werde.

Nachfolger als Research-Chef wurde damals Alexander Kobler, der nach Wellershoff auch den Posten als Chefökonom hätte annehmen sollen. Doch schien auch Kobler nicht glücklich geworden zu sein, auf Ende März hat er seinen Posten jedenfalls wieder verlassen. Laut der UBS-Medienstelle ist Kobler heute bei der Bank mit dem Aufbau der neuen Einheit Key Account Management und Investment Advisory betraut.

Höfert mit weniger Einfluss?

Indizien deuten darauf hin, dass Höfert nicht mehr den Einfluss haben wird, den Wellershoff bis vergangenen Sommer noch hatte. Anders als Wellershoff (und auch Kobler) leitet er offenbar nicht mehr den Anlageausschuss der Bank. Neu wird dieser von Markus Ronner geführt, dem Chef von Höfert und Leiter Products & Ser- vices. Zudem fiel im Pressecommuniqué der Bank auf, dass Höfert nur als Chefökonom von «UBS in der Schweiz» bezeichnet wird. Tatsächlich bezieht sich der Posten nicht nur auf die Schweiz. Doch die USA ist, anders noch als bei Wellershoff, ausgeschlossen. Kenner der Bank verweisen auf die Möglichkeit, dass dem Research noch eine weitere Aufteilung bevorstehen könnte. Vor allem das nach wie vor mächtige Investment Banking mache im Research zunehmend eigene Machtansprüche geltend. Am meisten Staub aufgewirbelt hat ein Disput zwischen der UBS und Wellershoff: Offenbar will die Bank ihrem langjährigen Angstellten den Mund verbieten.

Redeverbot für Wellershoff

Dabei geht es um seine allgemeinen Einschätzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung. So hat Wellershoff schon eine Reihe von Zusagen als Redner wieder absagen müssen. Laut der UBS-Medienstelle bestreitet die Bank den Sachverhalt: «Als Privatmann kann sich Herr Wellershoff äussern, Auftritte wahrnehmen oder publizistisch tätig sein», heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme.

Damit konfrontiert, antwortet Wellershoff: «Das stimmt so nicht, zu wirtschaftlichen Themen darf ich mich grundsätzlich nicht äussern.» Der Streit verblüfft umso mehr, als Wellershoff zuvor noch einflussreiche Posten angeboten worden seien, so etwa jener als Leiter der UBS-Kommunikation. Wellershoff hat sie abgelehnt. Ein Maulkorb hätte für den einstigen Chefökonomen drastische Konsequenzen: So wäre es für ihn unmöglich, sein geplantes unabhängiges Geschäft als volkswirtschaftlicher Berater zu starten.