Der freie Fall des Ölpreises scheint unaufhaltsam, die US-Sorte WTI ist unter 60 Dollar pro Barrel gerutscht. Die Nordseesorte Brent hält sich noch knapp darüber. Das wirkt sich bereits in vielen Bereichen der Wirtschaft aus, etwa in der Deflationsgefahr für die Schweiz und Europa. Und er kostet Jobs: Der US-Konzern Halliburton in Folge der Ölpreisentwicklung rund 1000 Stellen ausserhalb des amerikanischen Kontinents. Die Stellen würden mit sofortiger Wirkung wegfallen, erklärte ein Sprecher von Halliburton am Donnerstag.

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Betroffen sei die «östliche Hemisphäre, das heisst Europa, Asien, Afrika, Naher Osten und Australien». Bei Halliburton, Anbieter für Technik und Dienstleistungen in der Öl- und Gasförderung, arbeiten weltweit rund 80'000 Menschen. Die Stellenstreichungen seien nötig, um «dem aktuellen Marktumfeld zu entkommen».

Ölpreis steht auch 2015 unter Druck

Finanzchef Mark McCollum hatte bereits am Mittwoch Stellenstreichungen angekündigt; er sagte, dass Halliburton für die Verkleinerung des Personals weltweit 75 Millionen Dollar im vierten Quartal zurückstelle. Halliburton wickelt zur Zeit den Kauf des Konkurrenten Baker Hughes für 34,6 Milliarden Dollar ab. Die Stellenstreichungen stünden in keinerlei Zusammenhang mit diesem Kauf, versicherte das Unternehmen am Donnerstag.

Der Ölpreis ist seit Juni um 44 Prozent gefallen. Die Ölkonzerne haben ihre Zulieferer wie Halliburton bereits aufgefordert, die Preise zu senken.

Diese Entwicklung wird sich laut Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) fortsetzen. Die Entwicklung der weltweiten Ölmärkte werde die Ölpreise auch im kommenden Jahr unter Druck setzen. Die Nachfrage wachse nicht so stark wie bisher angenommen, erklärte die IEA am Freitag. Dennoch lasse der Förderboom vor allem in den USA nicht nach.

Dadurch stiegen weltweit die Lagerbestände, die Ölpreise sackten weiter ab. Vor allem werde mit einem geringeren Eigenbedarf in Öl-Exportländern wie Russland gerechnet. Zugleich sei vorerst kein Ende des Produktionsanstiegs gerade aus Schiefergas-Vorkommen in den USA abzusehen. Es werde einige Zeit dauern, bis Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht seien.

Nachfrage wächst um 230'000 Barrel weniger als erwartet

Noch sei es zu früh, dass die niedrigen Ölpreise ernsthaft den Förderboom in den USA ausbremsten, erklärte die IAE weiter. Konkret sagte der Energieberater der westlichen Industrieländer für 2015 ein Nachfragewachstum von 900'000 Barrel pro Tag voraus - 230'000 weniger als bisher erwartet. Der Abwärtstrend seit Juni hat sich beschleunigt, als sich die Organisation Erdölexportierender Länder (Opec) gegen eine Kürzung der Förderquoten entschied, um ihren Marktanteil zu verteidigen.

(sda/awp/reuters/me/ama)