Der Dollar notiert momentan bei 1.1620 Fr. und damit nur wenig über dem im Dezember 2004 erreichten Tiefstand von 1.13 Fr. Auslöser des erneuten Kursrutschs war die Meldung, dass die koreanische Zentralbank plane, ihre Anlagen im kanadischen und australischen Dollar sowie anderen Währungen zu erhöhen. Die Zentralbank machte zwar einen Rückzieher, indem sie ankündigte, sie würde keine Dollar verkaufen. Jedoch war die Frage, wie das US-Leistungsbilanzdefizit finanziert werden soll, so mit einem Schlag wieder ins Zentrum der Märkte gerückt. In der Tat spielen die Zentralbanken bei der Finanzierung dieser Defizite eine bedeutende Rolle. Nouriel Roubini, Ökonom an der Stern School of Business in New York, schätzt, dass 2004 die Zentralbanken der Welt für 465 Mrd Dollar Reserven akkumuliert haben, was 70% des amerikanischen Leistungsbilanzdefizits entsprochen hat. Treten die Zentralbanken kürzer, dann nimmt der Abwertungsdruck auf den Dollar zu. Allerdings ist das keine Einbahnstrasse. Für Stefan Jäggi, Chief Investment Officer bei Hyposwiss, ist der Dollar gegenüber dem Franken, gemessen an der Kaufkraftparität, unterbewertet. Diese liegt bei der Schweizer Währung bei 1.35 bis 1.45 Fr. Gegenüber dem Euro ist die Kaufkraftparität des Dollar im Bereich 1.05 bis 1.15 pro Euro.

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Kaum Alternativen zum Dollar

Aus der Sicht Jäggis ist die Gefahr zu relativieren, dass die asiatischen Zentralbanken Dollarbestände abbauen. Denn «es stellt sich das Problem, was sie anstelle des Dollar kaufen sollen. Der Euro ist zum Dollar überbewertet, und in anderen Währungen fehlt die Liquidität», gibt er zu bedenken. Ein Problem, mit dem auch private Anleger konfrontiert sind. Vielleicht ist der Anstieg von Währungen wie des ungarischen Forint und des kanadischen Dollar sowie der Preis für Immobilien und Rohstoffe eine Folge davon, dass die Investoren Alternativen zum Dollar suchen.

Einen wichtigen Grund für die Abweichung des Dollarkurses von der Kaufkraftparität sieht Jäggi in der Anbindung des Yuan an die US-Währung. Eine Aufwertung des Yuan könnte das Handelsbilanzdefizit zwischen China und den USA verringern. Bis die Handelsbilanz aber im Lot ist, könnte der Geduldsfaden der Anleger gerissen sein. Die haben seit Juni 2001, als der Dollar bei 1.80 Fr. notierte, auf dem Dollar nur Geld verloren. Haben sie nicht bald gute Gründe, um Dollar zu kaufen, dann kann der Kurs rasch auf 1.10 Fr. fallen. Solche Gründe wären weiter steigende Zinsen in den USA oder ein anhaltend kräftiges Wachstum der Produktivität der US-Wirtschaft, denn, so Stephen Roach, Chefstratege bei Morgan Stanley, in einer Analyse: Nur wenn die Produktivität in den USA rascher wächst als in der Restwelt, bleiben die USA ein Magnet für ausländisches Kapital. Die Produktivität sinkt aber.