Das nennt man einen sauberen Schnitt: Die beiden Nachkommen des Schweizer Autopioniers Walter Haefner, Martin Haefner (65) und Eva Maria Bucher-Haefner (61), haben ihre Geschäfte praktisch komplett getrennt. Einem Insider zufolge sind wohl nur «rund fünf Prozent» des Erbes noch nicht aufgeteilt.

Schon vor nahezu einem Jahr übernahm Martin Haefner das Familienunternehmen Amag, das in der Schweiz Autos des VW-Konzerns (VW, Audi, Skoda, Seat) importiert und verkauft, vollständig. Bisher unbekannt war, zu welchem Preis er seiner Schwester deren 50-Prozent-Anteil abkaufte: Er dürfte knapp 800 Millionen Franken betragen haben. Damit wäre die Amag mit etwa 1,5 bis 1,6 Milliarden Franken bewertet – mit Blick auf ihre dominierende Marktstellung also eine moderate Bewertung.

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Verkauf eines grossen Aktienpakets

Doch dem Vernehmen nach war es beiden Haefners ein Anliegen, ihre Vermögen zu verselbständigen; das Verhältnis der Geschwister gilt als respektvoll, aber distanziert. Zudem reflektiere die Bewertung die unsichere Lage im Automarkt: Für die Amag bedeutet das E-Auto-Zeitalter höhere Marktrisiken und grösseren Investitionsbedarf. Als Alleineigentümer kann Haefner Entscheide schneller fällen.

Die Gelegenheit zur Trennung ergab sich durch den Verkauf eines grossen Aktienpakets am US-Softwarekonzern CA Technologies an den Halbleiterkonzern Broadcom, der CA übernahm. Aus dem Gesamterlös der Haefners, rund 4,7 Milliarden Franken, dürften etwas über zwei Milliarden an Bucher-Haefner geflossen sein, der grössere Anteil an ihren Bruder. Er hatte zusätzlich zum Familienpaket privat weitere CA-Aktien hinzugekauft.

Bucher-Haefner investiert vor allem in Wohnimmobilien

Bisher unbekannt war auch, dass die Geschwister das Immobilienportfolio inzwischen aufgeteilt haben; die gemeinsame Holding Careal Property Group enthält zwei Unterfirmen. Während sich Martin Haefner eher um fürs Autogeschäft notwendige Betriebsliegenschaften bemüht hat, gehört der jahrzehntelange Unternehmenssitz am Zürcher Utoquai 49 nun komplett seiner Schwester; die Autogarage der Amag im Parterre bleibt eingemietet. Da die Amag-Gruppe ansonsten das Gebäude räumte und eine neue Zentrale in Cham bezog, können in den oberen Etagen grosse Flächen neu vermarktet werden.

Bucher-Haefner investiert neu in Immobilien mit innovativen Wohnkonzepten und hat das als Bächtoldhaus (nach dem Sportgeschäft im Parterre) bekannte Gebäude am Zürcher Bellevue gekauft. Zudem gehört ihr nun komplett das bisherige Familiengestüt Moyglare in Irland, das hochdekorierte Rennpferde züchtet. Ihr Bruder konzentriert sich auf die Amag und ihre Begleitgeschäfte wie Leasing oder Mietwagen.

Bisher als Geschwister in der Liste der «300 Reichsten» gemeinsam geführt (mit 8 bis 9 Milliarden), dürfte Bucher-Haefner künftig punkto Vermögen bei rund 4,4 Milliarden Franken liegen. Ihr Bruder, auch dank dem günstigen Amag-Kauf, um einiges höher.

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Dirk Ruschmann
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