Seit Monaten befinden sich die CS-Aktien auf Tiefflug, nach dem Brexit-Votum näherte sie sich sogar der bislang undenkbaren 10-Franken-Marke. Besonders in der Heimatstadt Zürich ist der Unmut gross: Viele Privatleute haben hohe Summen verloren, auch grosse institutionelle Anleger leiden. So haben die zehn grössten CS-Aktionäre mit Zürcher Domizil allein im laufenden Jahr Buchverluste von insgesamt rund 750 Millionen Franken hinnehmen müssen, wie «Bilanz» berechnet hat.

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Der Druck auf CS-Chef Tidjane Thiam steigt. Eine Umfrage der britischen Beratungsfirma Autonomous Research unter 74 institutionellen Investoren hatte Thiam vor kurzem auf den zweiten Platz jener CEOs gesetzt, die ausgewechselt werden sollten. Jetzt nimmt auch der Unmut in der Schweiz zu. «Die CS-Aktie ist von allen unseren Schweizer Aktien im Portfolio derzeit deutlich die am schwierigsten zu beurteilende», betont Daniel Häuselmann, Portfoliomanager beim Asset Manager GAM. «Thiam ist es eindeutig nicht gelungen, Glaubwürdigkeit bei den Investoren zu gewinnen.»

Rating-Agentur Moodys warnt

Weil der Marktwert der Aktie nur halb so hoch ist wie der Buchwert, drohen Auswirkungen auf die Beurteilung bei der Rating-Agentur Moody’s:  «Wenn der Börsenwert deutlich und nachhaltig unter den Buchwert fällt, kann das zu einer Abwertung unserer Kapital-Bewertung (capital score) führen, da es dadurch der Bank erschwert wird, neues Kapital aufzunehmen», hält Moody’s zu ihrer Bewertungspraxis fest.

Obwohl sich der Kurs seit Jahresbeginn fast halbiert hat, betont die CS dennoch: «Unsere Strategie trifft genau die Erwartungen der Schweizer Aktionäre».

Warum passiert nichts?

Die entscheidende Frage muss längst nicht mehr lauten: Wie gefährlich ist der Niedergang? Sondern: Warum passiert nichts? Selten war das Murren der Wirtschaftselite der Zünftestadt über ihre Hausbank grösser. Doch keiner fühlt sich verantwortlich, keiner greift ein. Die Bank des legendärden Gründers Alfred Escher taumelt - und alle schauen zu. 

 

Lesen Sie in der neuen «Bilanz»: Die Talfahrt der Grossbank nimmt kein Ende. Doch die Grossaktionäre halten still. Und die Schweizer Wirtschaftselite blickt geniert zur Seite - ab Freitag am Kiosk oder mit Abo jeweils bequem im Briefkasten.

Dirk Schütz
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Erik Nolmans
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