2018 jährt sich der letzte Flug der legendären Concorde zum 15. Mal. Am 26. November 2003 flog eine Concorde von London-Heathrow zurück ins Herstellerwerk in Filton. Der Flug markierte das vorläufige Ende des Überschallfluges im nicht-militärischen Bereich. Zu teuer und zu laut, so war damals das Verdikt zum Experiment eines Überschall-Passagierflugzeugs im Liniendienst. Auch nicht zu vergessen: Der verherrende Unfall bei Paris am 25. Juli 2000, bei dem 113 Menschen ums Leben kamen. 

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Nun aber ist ein neuer Wettlauf um die Concorde-Nachfolge ausgebrochen. Fluggesellschaften investieren in Firmen, welche Überschallflugzeuge zurückbringen wollen. Die Hoffnung ist gross, dass wir schon in wenigen Jahren wieder Überschalljets in der Passagierluftfahrt und insbesondere der Geschäftsfliegerei sehen werden.

Jet für 55 Passagiere

Eines der vielversprechendsten Projekte im Bereich des superschnellen Fliegens kommt vom US-Startup Boom Technology in Colorado. Die Firma entwickelt einen Jet für 55 Passagiere, der eine Reisegeschwindigkeit von Mach 2,2 (2300 Kilometer pro Stunde) erreichen soll. Die Markteinführung ist für 2023 geplant.

Abgesehen von der kürzeren Reisezeit - der Flug von New York nach London würde in 3:15 statt heute 7 Stunden absolviert - verspricht Boom auch vergleichsweise moderate Preise. Diese sollen in etwa in der Höhe heutiger Business-Class-Flüge liegen. Für die genannte Strecke New York-London schätzt der Hersteller den künftigen Ticketpreis auf 2500 Dollar für einen Weg.

Namhafte Investoren

Im Design erinnert der Flieger von Boom mit seinen Deltaflügeln an die Concorde. Noch 2018 dürften erste Testflüge mit einem kleineren Modell («Baby Boom») stattfinden. Im nächsten Jahr soll die Schallgrenze durchbrochen werden. Nicht gelöst ist bei Boom das Lärmproblem, welches einst auch die Einsatzmöglichkeiten der Concorde stark einschränkte. Dennoch haben die Amerikaner namhafte Investoren für ihre Pläne gefunden. 

Die Fluggesellschaften Japan Airlines und Virgin haben bereits Flugzeuge bestellt und millionenschwere Anzahlungen geleistet. Mindestens vier weitere Airlines haben laut Boom ebenfalls Flugzeuge bestellt, wollen indes nicht genannt werden. Insgesamt wurden bisher Vorbestellungen auf rund 100 Flieger gemacht. Interesse angemeldet haben unter anderen zudem Qatar Airways, wie das Luftfahrtportal «Aerotelegraph» berichtete.

Businessjet mit Flüstertechnologie

In den Bereich der Businessfliegerei gehört auch das Projekt AS2 von Aerion. Das Unternehmen arbeitet an einem Überschalljet für 12 Passagiere, welcher etwas langsamer als die Concorde fliegen soll, dafür aber substanziell leiser wäre. Kooperationen mit Airbus, General Electrics Aviation und Lockheed Martin machen die Aerion AS2 zu einem ernsten Kandidaten für den ersten Überschall-Businessjet. Wie bei Boom ist die Markteinführung 2023 geplant. Ob sich die Technologie später auf die Grösse eines Passagierjets skalieren lässt, ist zur Zeit noch offen.

Auch der amerikanische Businessjet-Hersteller Gulfstream forscht schon seit Jahren an einem superschnellen Geschäftsreiseflugzeug. Die Firma arbeitet mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa an einem Forschungs- und Demonstrationsflugzeug und hat einen Entwurf für einen Flieger mit reduziertem Überschallknall patentieren lassen. Zudem hat Gulfstream den Markennamen «Whisper» für künftige Überschallflieger angemeldet.

Masse fliegt noch lange Unterschallgeschwindigkeit

Ein weiterer Kandidat ist der russische Hersteller Tupolew. Die Firma baute zu Sowjetzeiten mit der Tu-144 bereits das erste Überschallverkehrsflugzeug der Welt, welches jedoch nur kurz im Linienbetrieb zum Einsatz kam. Im militärischen Bereich stellt Tupolew indes weiterhin Überschalljets her. Einem von mehreren Seiten gewünschten Umbau der Tu-22M zum Businessjet erteilten die Russen jedoch gemäss Medienberichten eine Absage.

Trotz Bewegung beim Thema Überschallflug für Passagierflieger: Die meisten Passagiere werden noch lange mit Unterschallgeschwindigkeit fliegen. Der kommerzielle Überschallflug dürfte zunächst noch sehr teuer sein. Neue Informationen zum Stand der Dinge könnte es bereits an der Ebace in Genf geben, die vom 29. bis 31. Mai stattfindet. An der Messe für die Geschäftsfliegerei sind mit Aerion und Gulfstream gleich zwei der meistgenannten Favoriten im Wettlauf um die «neue Concorde» vertreten.