Kurz vor dem grossen Eierfest Ostern hat die Migros einen Marketing-Coup gelandet: Die Detailhändlerin kündigte im «SonntagsBlick» an, künftig nur noch Bio- und Freilandeier zu verkaufen. Bis Ende 2020 nehmen alle Migros-Genossenschaften Eier aus Bodenhaltung aus dem Sortiment.

Vom Schweizer Tierschutz erhält die Detailhändlerin viel Lob für den Entscheid. Weniger gut kommt er aber bei den Produzenten an, wie sich heute zeigt: Ihr Verband «GalloSuisse» befürchtet, dass mehr Migros-Kunden künftig nach ausländischen Eiern greifen. Heute kosten Schweizer Eier aus Bodenhaltung rund 40 Rappen, für Freilandeier zahlen Konsumenten 60 Rappen. Die Migros wird den Preis für Freilandeier auf 50 Rappen senken – und nimmt damit eine tiefere Marge in Kauf, wie sie betont. Zusätzlich bietet die Migros günstigere ausländische Freilandeier an, das billigste für 22 Rappen.

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Kunden schauen auf das Portemonnaie

«Es ist zu erwarten, dass mehr Migros-Kunden jetzt ausländische Eier kaufen werden. Ist das wirklich, was die Migros will? Schliesslich gelten für die ausländischen Produzenten weniger strenge Vorschriften als für die Schweizer Eierproduzenten», sagt GalloSuisse-Generalsekretärin Edith Nüssli. Ihr Verband hätte sich gewünscht, dass die Migros Bodenhaltungseier im Sortiment behält. Für viele Konsumenten ist heute offenbar der Preis entscheidend: Ein Teil der Schweizer Freilandeier wird laut «GalloSuisse» als Bodenhaltungseier verkauft, weil die Nachfrage zu gering ist.

Die Migros hält die Befürchtung der Produzenten für unbegründet. Sie rechnet nicht damit, dass mehr Kunden künftig ausländische Eier kaufen. «Wir haben die Umstellung in drei Regionen intensiv getestet», heisst es bei der Detailhändlerin. Die Kunden legten bei den Eiern Wert auf die Schweizer Herkunft.

 


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Ei: Der Migros gehört mit der Lüchinger Schmid-Gruppe einer der grössten Schweizer Eierproduzenten.

Quelle: Keystone

Die Migros hält am Zeitplan fest

Die Produzenten fordern von der Migros mehr Zeit für die Umstellung – und eine höhere Entschädigung. «Wir bedauern, dass die Migros den Entscheid nicht mit den Produzenten abgesprochen hat», sagt Nüssli. Heute erhalten die Bauern für ein Freilandei nur ein Rappen mehr als für ein Bodenhaltungsei, obwohl das Freilandei an der Kasse 20 Rappen mehr kostet. Künftig möchten die Bauern statt mit 21 mit 26 bis 28 Rappen pro Ei entschädigt werden.

Bei der Migros dürften sie mit ihrer Forderungen keinen Erfolg haben. Aufgrund ihrer eigenen Abklärungen halte sie eine Umstellung bis Ende 2020 als gut machbar für die Produzenten, heisst es bei der Migros. Und bei der Entschädigung orientiere sich das Unternehmen am Marktpreis. Zudem verweist die Migros auf die zusätzlichen Subventionen, welche die Bauern erhalten, wenn sie den Hühnern Auslauf unter freien Himmel gewähren. Tatsächlich erhalten die Bauern mehr Direktzahlungen, wenn sie Hühner auf die Weide lassen – allerdings begleicht die Rechnung dafür nicht die Detailhändlerin, sondern die Steuerzahler.