Bereits seit Tagen hat es Gerüchte gegeben, dass UBS-Chef Sergio Ermotti noch dieses Jahr abgelöst werden soll. Die Reaktionen von Marktteilnehmern und Analysten konzentrieren sich nun auf Ralph Hamers, der Ermotti im Herbst nachfolgen soll. Hamers ist seit 2013 CEO des niederländischen Allfinanzkonzerns ING Groep.

Analyst Peter Casanova von der Bank Julius Bär begrüsst den UBS-Entscheid und erinnert daran, dass die UBS vor wenigen Monaten die Sitze der UBS-Kernsparte Vermögensverwaltung ausgewechselt hat: Das schwach laufende Geschäft wurde von Iqbal Khan und Tom Naratil übernommen. «Wir glauben», schreibt Casanova, «dass diese Wechsel das Rezept beinhalten, um die Handbremse zu lösen. Diese hat den Maschinenraum der Bank in den vergangenen Jahren gebremst.»

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Positive Börsenreaktion

Die positive Börsenreaktion, die vor dem Handelsstart erwartet worden war, bestätigt sich: Im frühen Handel legt die UBS-Aktie um rund 1,5 Prozent zu. Analysten verweisen in ihren Marktkommentaren darauf, dass Hamers als Chef der ING das Geschäftsmodell des Finanzkonzerns stark verändert hat.

So schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB): «Die UBS ist in Sachen Online-Angebot bereits führend in der Schweiz. Unter Hamers dürfte die Digitalisierung aber neuen Schub erhalten, wodurch die Bank ihren Vorsprung nochmals ausbauen dürfte.» ZKB-Analyst Andreas Venditti verweist auf die Hamers' Umbauarbeiten in den Niederlanden: «Die ING wird heute als eines der besten Beispiele für digitale Innovation im Bankensektor angesehen.»

«Kein Investmentbanker»

Die ZKB sieht es auch als positiv, dass Hamers kein Investment-Banker ist. Im Fokus stehe dieses Jahr nach wie vor die Restrukturierung der Vermögensverwaltung und der Investment Bank sowie der französische Rechtsfall. Dort wird im Herbst ein Urteil erwartet. Letzten Spekulationen zufolge dürfte das Urteil die Bank weniger teuer zu stehen kommen, als zeitweise befürchtet wurde.

Der Schweizerische Bankpersonalverband ist dagegen skeptisch. Nicht in erster Linie wegen der möglichen Kostenschere, die der neue CEO ansetzen könnte, sondern wegen der Nationalität. «Wir bedauern, dass der Nachfolger von Sergio Ermotti nicht aus der Schweiz stammt», schreibt Denise Chervet, Geschäftsführerin des Bankpersonalverbandes auf Anfrage. «Wir hätten lieber jemanden auf dem UBS-Chefposten, der die Schweizer Bankenkultur und die hiesige Sozialpartnerschaft von Grund auf kennt.»

Dass die Wahl auf Hamers gefallen ist, betrachtet Bankenspezialist Rahul Sen vom Headhunter Boyden Executive Search als Überraschung. Er glaubt, dass er die UBS nicht allzusehr zum «schaukeln» bringen werde. Die ING habe aber in den vergangenen zehn Jahren die Kosten reduziert und sei deutlich zurück in die Profitabilität geführt worden. Damit deutet Sen an, dass es bei der UBS zu weiteren Restrukturierungen kommen werde.

Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch mit dem Titel «Ralph Hamers wird bei der UBS die Handbremse lösen».

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Daniel Hügli
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