An den Wänden hängen Gemälde aus aller Welt. Kunst ist eine der Leidenschaften von Joseph Safra. In Glasvitrinen in seinem Büro im obersten Stockwerk am Hauptsitz seiner Grupo Safra an São Paulos Geschäftsmeile Avenida Paulista stehen auch dutzendweise antiquarische Bücher – das zweite Steckenpferd des 73-jährigen Bankiers, der mit einem Vermögen von 16 Milliarden Dollar zweitreichster Brasilianer ist.

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Seine wichtigste Passion freilich ist das Sammeln von Banken. Im November 2011 kaufte sich der Mann mit libanesischen Wurzeln die Basler Traditionsbank Sarasin für rund eine Milliarde Franken. Er wurde damit zu einem mächtigen Mitspieler im Schweizer Vermögensverwaltungsmarkt. Doch der neueste Zukauf entpuppt sich je länger je mehr als Problem. Sarasin laufen die Leute davon.

Kein Kommentar von Safra

Seit Safra ihre neue Schweizer Bank mit der bestehenden Bank J. Safra (Schweizer Tochter der Grupo Safra) zusammenführt, rumort es. Letzte Woche wurde bekannt, dass der langjährige Sarasin-Chef Joachim Strähle das Haus an der Basler Elisabethenstrasse verlässt. Zuvor schon waren diverse wichtige Kader abgesprungen. So wurde unlängst bekannt, dass Aris Prepoudis als Leiter Institutionelle Kunden und Andreas Knörzer als Leiter Asset Management Ende Jahr zum Konkurrenzinstitut Notenstein wechseln.

Zufall oder nicht, dass Jospeh Safra derzeit in der Schweiz weilt? Bei Safra will man diesen Fakt weder bestätigen noch dementieren. «Wir besprechen den Aufenthaltsort von Jospeh Safra nicht», sagt ein Sprecher gegenüber handelszeitung.ch. Den Exodus von wichtigen Spezialisten spielt man herunter. «Bei Fusionen gibt es oft eine gewisse Personalfluktuation.»

Die Traditionen beider Banken

Den Abgang von Strähle will Safra nicht gross kommentieren. «Wir haben nun das beste Managementteam für die Integration der Bank Sarasin und der Bank J. Safra  beisammen», so der Sprecher. Edmond Michaan als Chef und Eric Sarasin als Vize wiederspiegele zusammen die Traditionen der beiden Banken bestens.

Tatsache aber ist, dass der Anteil der Sarasin-Leute stetig sinkt, obwohl die Basler eigentlich drei Mal grösser sind als die Bank J. Safra. Die Machtverhältnisse zeigen sich auch im neuen Marktauftritt: J. Safra Sarasin wird die vereinigte Bank heissen, das alte Safra-Logo steht vorne, das alte Sarasin Emblem hinten.

In der Schweiz wieder gross werden

Für die Zukunft gibt sich Safra dennoch optimistisch. «Wir sind zuversichtlich für die Marke J. Safra Sarasin», so der Sprecher. Man glaube an den weiteren Erfolg. Konkrete Zahlen will er aber keine nennen und verweist auf die Medienmitteilung von Ende Jahr. Damals verwaltete die vereinigte Bank 130 Milliarden Franken.

Für Joseph Safra ist der Erfolg in der Schweiz zwingend. Einerseits wollte er hierzulande schon immer zur Grösse werden, seit sein Bruder Edmond 1999 zu seinem Missfallen die im Schweizer Markt sehr starke Vermögensverwaltungsbank Republic National Bank of New York an den Finanzriesen HSBC verkaufte.

Aufs ägyptische Pfund gewettet

Andererseits verliert Safra nicht gerne Geld. Als er 17 Jahre alt war und in Beirut für die Bank seines Vaters als Kurier arbeitete, investierte er umgerechnet 300 Dollar in die ägyptische Währung.

Anders als erwartet, stürzte der Kurs ab und der junge Joseph war seine Ersparnisse innerhalb eines Monats los. Bis heute habe er sich nicht mit dieser Dummheit abgefunden, sagt er selbst.