Das wurde ganz heiss diskutiert: Hohe Abfindungen im Bereich von 70 Millionen Franken, Antrittsgelder mit einem zweistelligen Millionen-Volumen. Seit der Initiative gegen Abzocke sind zwei Jahre vergangen, stocksDIGITAL hat sich aus diesem Anlass die aktuellen Geschäfts- und Vergütungsberichte der SMI-Mitglieder angesehen.

Gut, 70 Millionen Abfindung tauchen da nicht mehr auf. Aber dafür horrend hohe Manager-Gehälter – zumindest der CEOs, der Chief Executive Officers, der operativen Firmenchefs. Und das auf breiter Front. Trotz einer enormen Entlöhnung für das Amt als CEO von mehr als 7 Millionen kassierte beispielsweise Ulrich Spiesshofer von ABB noch  «andere Zusatzleistungen» in der Höhe von 633'857 Franken. Unter diesen Posten fallen etwa Sozialversicherungsabgaben und Krankenkassenbeiträge – was normale Arbeitnehmende selbst bezahlen müssen.

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CEOs – sogar die Ausbildung der Kinder wird von den Firmen bezahlt

Theoretisch haben ABB-Geschäftsleitungsmitglieder auch Anrecht auf «Zahlungen für die Ausbildung der Kinder» oder Steuerberatung auf Kosten der Firma. Spiesshofer selbst hat diese Beiträge aber nicht beansprucht, wie ein Sprecher betont.

Betrachtet man sämtliche SMI-Unternehmen, dann scheint die «7» vor dem Komma schon Usus und standesgemäss zu sein. Bei Adecco bekommt CEO Patrick De Maeseneire 7,9 Millionen Franken, bei Swatch gibt es für Nick Hayek 7,5 Millionen Franken und bei Syngenta bekommt Firmenchef Michael Mack ebenfalls 7,5 Millionen Franken.

Transocean – rekordverdächtige Entlöhnung trotz Verlusten

Nicht viel weniger sind für Actelion-CEO Jean-Paul Clozel (6,9 Millionen) und für Swiss Re-Chef Michel Liès (6,3 Millionen) drin. Die «8» vorne dran mit 8,0 und 8,9 Millionen Franken steht bei Richemont für die beiden Manager Bernard Fornas und Richard Lepeu auf der Lohnabrechnung. Noch etwas besser gestellt, sind der CEO von Credit Suisse mit 9,7 Millionen und von Transocean mit 9,6 Millionen Franken. Für den Rohstoffkonzern scheint die Zahlung schon besonders hoch zu sein, denn 2014 stand ein Verlust zu Buche.

Noch mehr Geld überwiesen, bekommen die Chefs von Nestlé mit rund 10 Millionen Franken sowie von UBS mit 11,2 Millionen Franken, und eine «12» steht bei Roche und Novartis für die CEOs Schwan (12,0) und Jimenez (12,6) auf dem Lohnzettel. Im Präsidium der Verwaltungsräte ganz vorne mit dabei sind übrigens Nayla Hayek von Swatch und Walter Kielholz von Swiss Re mit jeweils 4,9 Millionen Franken, Axel Weber von UBS bekommt pro Jahr sogar 5,9 Millionen «Stutz» für seine Tätigkeit vergütet.

Swisscom – gutes Management muss nicht teuer sein

Fast schon arme Schlucker sind hingegen die CEOs von Geberit, Givaudan und Holcim. Dort bekommen die Firmenchefs 2,8, 4,4 und 5,2 Millionen Franken. Bei Swisscom übrigens beträgt die Gesamtvergütung des Verwaltungsrats mit seinen zehn Mitgliedern 2,4 Millionen Franken jährlich.

Dass Manager nicht unbedingt viel verdienen müssen, um gut zu leisten, zeigt Urs Schaeppi von Swisscom. Der CEO des Telefonkonzerns kommt auf schlappe 1,8 Millionen Jahreslohn. Gut geht es dort auf jeden Fall den Aktionären. Die Dividende ist konstant hoch im Bereich von 4 bis 5 Prozent, und in den letzten zwei Jahren seit Anfang 2013 brachte es die Swisscom-Aktie auf ein Kursplus von rund 40 Prozent. Der SMI – mit seinen vielen top-bezahlten Managern – kam im selben Zeitraum nicht einmal auf einen Wertzuwachs von 30 Prozent.

Wie teuer ist das Management gesamthaft?

So viel zum Einzelsalär der CEOs. Wie steht es aber überhaupt mit dem Lohn des exekutiven Managements? Wie viel bekommen die Mitglieder? Und was bedeutet das für die Unternehmen und ihre Aktionäre? Wie teuer ist das Management?

Kurz zur Spanne der gesamten Managementvergütung. Bescheiden zeigt sich die Konzernleitung bei Geberit und Swisscom. Dort erhält das komplette operative Management 7,7 und 7,8 Millionen Franken. Bei den Banken hingegen geht es richtig in die Vollen. Spitzenreiter bei der kompletten Executive-Committee-Vergütung ist UBS mit 80,1 Millionen Franken, Credit Suisse liegt mit 64,1 Millionen Franken nicht sonderlich weit dahinter. Mithalten kann da nur – die hinsichtlich Umsatz und Börsenwert viel grössere – Novartis mit 69,2 Millionen Franken.

Vergütung, KGV und relative Kosten des Managements

Das sind allerdings Zahlen, die für sich genommen noch nicht allzu viel aussagen. Denn, wie viel Geld in Relation zur Unternehmensgrösse Aktionäre tatsächlich zahlen müssen, wird hier noch nicht ersichtlich. Um greifbar zu machen, wie viel Anlegern «ihr» Management wert ist, hat die Redaktion von stocksDIGITAL folgende Rechnung aufgestellt: Vergütung des gesamten Managements eines Unternehmens, multipliziert mit dem 2014er-KGV, und das dann ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung gesetzt. Daraus ergibt sich der prozentuale Anteil der Managementvergütung am gesamten Unternehmenswert an der Börse – die relativen Kosten der Manager. Je grösser dieser Prozentsatz ist, umso kostspieliger ist das Management bezogen auf die Marktkapitalisierung des Unternehmens.

Das Ranking des günstigsten und teuersten Managements sieht folgendermassen aus: Das im Verhältnis zur Unternehmensgrösse günstigste Management haben die drei SMI-Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis. Dort entspricht der nach KGV bewertete Wert der gesamten Managementgehälter 0,3, 0,5 und 0,7 Prozent des Börsenwerts des Unternehmens. In dieser Klasse der preisgünstigen Manager befindet sich übrigens auch die von der Marktkapitalisierung und Unternehmensgrösse her viel kleinere Swisscom. Dort hat die Managementvergütung nach KGV-Bewertung einen Anteil an der Marktkapitalisierung des Unternehmens von 0,5 Prozent.

Banken und Swatch – teures Managementvergnügen für die Aktionäre

Weit mehr müssen die Aktionäre bei den anderen SMI-Mitgliedern für «ihr» Management ausgeben. Während die meisten anderen Index-Titel auf Anteile an der Marktkapitalisierung zwischen 1,0 und 3,0 Prozent kommen, heben sich vier Firmen von dieser breiten Masse deutlich ab: Credit Suisse bringt es auf einen mittels KGV bewerteten Management-Kosten-Anteil am Börsenwert von 3,9 Prozent, bei Julius Bär sind es 4,6 Prozent, bei Adecco 5,3 Prozent und bei Swatch sogar 5,4 Prozent. Das ist immerhin mehr als ein 20stel der gesamten Marktkapitalisierung.

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