Das Tauziehen hat ein Ende: Uber hat Expedia-Chef Dara Khosrowshahi zum neuen Chef gewählt. Mit dem Expedia-Chef hat sich die Uber-Führung für einen erfahrenen Deal-Maker und einen der deutlichsten Trump-Kritiker in der US-Tech-Welt entschieden, berichtet «Bloomberg».  Als CEO eines global tätigen Online-Reisebüros sei Khosrowshahi harte Duelle gewöhnt, vor allem mit der Google-Mutter Alphabet.

Khosrowshahi ist 48 Jahre als und US-Amerikaner mit iranischen Wurzeln. Der studierte Ingenieur agierte zunächst als Investmentbanker bei der Privatbank Allen&Co, bevor er im Dotcom-Boom beim späteren Expedia-Besitzer IAC anheuerte. IAC ist übrigens auch der Eigner von Tinder.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Bei Expedia übernahm Khosrowshahi im Jahr 2005. Unter seiner Führung gelang die globale Expansion mit Expedia.com und Hotels.com, schreibt «CNBC». Ähnlich wie Uber geriet auch Expedia mit Google-Mutter Alphabet aneinander. Einst einer der besten Anzeigenkunden, revoltierte Expedia gegen Googles eigene Reisedienstleistungen.

Schwierige Mission bei Uber

Eine hervorragende Wahl sei mit Khosrowshahi getroffen worden, sagt Woody Marshall gegenüber «Bloomberg», ein Finanzexperte, der den US-Iraner seit seiner Kindheit kennt und offenbar nicht bei Uber investiert ist. Khosrowshahi sei hervorragend darin, Technologien zusammen zu bringen, die zunächst nicht zusammenpassen. «Er hat Technologie auf wohl überlegte Weise vorangebracht».

Damit  ist ein Kompromiss gefunden in der erbitterten Auseinandersetzung im Vorstand um die Nachfolge für den geschassten Gründer Travis Kalanick. Dieser hatte General-Electric-CEO Jeff Immelt für seine Nachfolge favorisiert, der grösste Uber-Investor Benchmark Capital wollte dagegen Hewlett-Packard-Chefin Meg Whitman.

Meg Whitman stellte klare Forderungen

Whitman hatte kurz vor dem Entscheid die Nase im Rennen vorn, berichtet das US-Tech-Portal «Recode». Allerdings habe die Hewlett-Packard-Chefin einige Bedingungen gestellt, darunter, dass sich Kalanick stärker aus dem operativen Geschäft heraushält. Diese Hürden waren letztendlich offenbar zu hoch in dem quälenden Prozess der Suche nach einem neuen Uber-Chef. Khosrowshahi war dann der Kandidat, auf den sich das Board leichten Herzens hat einigen können.

Einen kompetenten Kopf für schwierige Missionen braucht es bei Uber angesichts der Herausforderungen, die Khosrowshahi bewältigen müsste. Während der Taxi-Dienstleister mit einem geschätzten Wert von 70 Milliarden Dollar und mehr als 15'000 Angestellten gigantisch gewachsen ist, zerfällt gleichzeitig die Firmenkultur angesichts Sexismus-Debatte und zahlreicher prominenter Abgänge. Darüber hinaus dräut im Hintergrund das Thema Börsengang. Hier kündigte Khosrowshah, diesen Schritt innert von maximal drei Jahren wagen zu wollen. 

Machtkampf mit Gründer Travis Kalanick

Der Machtkampf ist ausserdem nicht ausgestanden: Uber-Gründer Kalanick ist nicht länger Konzernchef, sitzt aber nach wie vor im Vorstand und hält 10 Prozent am Unternehmen. Für eine Erneuerung wird entscheidend sein, dass sich der künftige Konzernchef gegenüber Kalanick durchsetzt. Eng zusammenarbeiten wird der künftige Uber-CEO auch mit Daniel Graf. Der Schweizer ist in der Zeit der Vakanz der wichtigste Mann bei Uber.

Dass Khosrowshahi übernommen hat, kann eine gute Nachricht für potenzielle Anleger sein. Bei Expedia jedenfalls stieg der Aktienkurs in diesem Jahr um satte 32 Prozent.