Dominique Hiltbrunner, Verleger aus Basel, ist ein Mann der kurzen Wege und der kleinen Stäbe. Die Türe am Firmensitz öffnet er gleich selber, den Espresso serviert er in der Küche, die auch als Sitzungszimmer dient. Hiltbrunners Stil ist unkonventionell – genau so führt er sein kleines Medienreich, das vier Fachzeitschriften umfasst. Sein jüngstes Produkt im Portfolio, das Monatsmagazin «Women in Business», lancierte er Ende August. Das Echo war zumindest beim Schweizer Fernsehen gewaltig. Das Wirtschaftsmagazin «Eco» strahlte zum Start einen wenig kritischen Beitrag aus, der den Fernsehmachern 5 Minuten und 40 Sekunden wert war, eine halbe Ewigkeit im TV-Geschäft.

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Was die Fernsehleute geflissentlich übersahen: Die Verlagsfirma Immobilien & Business Verlags AG, welche die Zeitschrift «Women in Business» herausgibt, besteht unter dieser Bezeichnung nicht.

Zu finden ist nur die Firma Immobilien Business Verlags AG, die Hiltbrunner gehört. Seine Erklärung für unser Nichtauffinden der Herausgeberfirma: «Wir haben eine Namensänderung beantragt, offenbar ging das ‹&› beim Handelsregister unter.» Beantragt habe man die Änderung bereits früher, am 23.  Juli. Seine Verlagsleiterin sagt derweil: Am 23.  September habe man dem Handelsregister den Antrag auf Umfirmierung gegeben. Klärung liefert das notariell beglaubigte Protokoll der jüngsten Generalversammlung. Danach beschloss die GV unter Leitung von Präsident Hiltbrunner die Namensänderung erst vor kurzem, nämlich am 14.  Oktober.

Voller Tatendrang. Vermutlich bloss Formalistenzeugs für einen Turboverleger wie Hiltbrunner, der seine feine Glasbrille meist über der Stirn trägt. In hohem Tempo hat er binnen zweier Jahre ein kleines Verlagshaus aufgebaut. Neben «Women in Business» verlegt er das Immo-Magazin «Immobilien Business», das CEO-Magazin «Swiss Business» und das Feinschmeckermagazin «Marmite», das er vor ein paar Wochen übernahm. Mittlerweile zählt er 30 Mitarbeiter, 20 in Zürich, 10 in Basel.

Der 41-Jährige ist nicht zu bremsen. Das Editorial in «Women in Business» bestreitet er gleich selber. So konstatiert das Multitalent in der Schweiz einen veritablen «Sittenzerfall». Belege sind ihm der «Sündenfall UBS» und die Verhaftung des Gaddafi-Sohnes, bei der Polizisten «mit gezücktem Feuergerät» ins Hotelzimmer stürmten. Der schreibende Verleger meint nicht ganz zu Unrecht, dass das Produkt beim Inhalt noch tüchtig zulegen müsse. Auch ist er nun daran, eine Chefredaktorin für das Frauenmagazin zu suchen, damit die interimistische männliche Leitung abgelöst werden kann.

Etwas Laut. Es muss aufwärtsgehen. Bis dato habe man «knapp 2000 Jahresabos» verkauft und das Echo aus der Leserschaft sei sensationell, frohlockt der Verleger. Nur bei den bezahlten Inseraten zeigt der Trend offenbar in die falsche Richtung. «Beim zweiten Heft stellten wir einen starken Rückgang fest.»

Anderthalb Jahre gibt sich der Investor Zeit, dann werde Bilanz gezogen. Das gilt auch für die Minderheitsaktionärin, die deutsche Verlagsgruppe Rudolf Müller, aus deren Druckerei in Belgien das Frauenmagazin monatlich angeliefert wird.

In einem schrumpfenden Markt wird dessen Etablierung zu einem steinigen Weg. Ein Hindernis hat Hiltbrunner kürzlich aus dem Weg geräumt. Bei der Lancierung von «Women in Business» hatte er gegenüber den Inserenten und der Fachpresse begeistert verkündet, «das erste unabhängige Wirtschaftsmagazin für Frauen» auf den Markt zu bringen. Das erste? Nein, konterte Pantheon Media mit Sitz in Köln; der Verlag publiziert seit Jahren die Frauenzeitschrift «Business and Woman», die an Schweizer Kiosken und in der Business Class von Swiss aufliegt.

Pantheon forderte Hiltbrunner nach der Ankündigung umgehend auf, den Werbespruch mit dem Alleinanspruch zu unterlassen. Da eine erste Reaktion ausblieb, gelangte man ans Zivilgericht in Basel-Stadt, das Hiltbrunner per superprovisorische Verfügung verbot, sich künftig «als das erste bzw. einzige Wirtschaftsmagazin für Frauen» anzupreisen. Von der Webpage weg musste auch der schmeichelhafte «Eco»-TV-Bericht. Hiltbrunner kommentierte das Vorgehen der Deutschen so: «Da geht es offenbar darum, etwas Geld herauszupressen.»

Richtig, um Geld ging es schliesslich auch. Pantheon verlangte total 12  000 Franken zur Deckung der eigenen Anwaltskosten. Vor kurzem hat man sich aussergerichtlich geeinigt. Pantheon-Verlagsmanager Aki Paschopoulos darf zum konkreten Ergebnis nichts sagen. Er meint einzig: «Wir haben uns zu unserer vollsten Zufriedenheit geeinigt.»

Was zumindest so viel heisst: Hiltbrunner darf nicht mehr mit dem Exklusivanspruch werben. Der kecke Kommentar des «Women in Business»-Verlegers: «Ich habe nie öffentlich behauptet, wir seien die Ersten.» Sein revidierter Slogan heisst nun: «Wir wollen nicht die Ersten sein, sondern die Besten.»

Grosse Pläne. Gut ist er zweifellos mit der Zeitschrift «Immobilien Business» unterwegs, deren bezahlte Auflage gegen 10  000 Expemplare beträgt. Sie bildet das Kernstück des Verlagshauses – «rentabel, professionell gemacht, akzeptiert.» Die Herausgeberfirma dieses Immobilienmagazins, Immoblien Business Verlags AG, hielt am 25.  September unter Hiltbrunners Ägide eine ausserordentliche GV ab. Es gab nur ein Geschäft zu erledigen: die Abwahl von Verwaltungsrätin S.A. So steht es im Protokoll, das vom «Vorsitzenden Dominique Hiltbrunner» signiert ist. S.A, muss man wissen, ist gleichzeitig Hiltbrunners Verlagsleiterin bei «Women in Business».

Wie aber kommt der Verleger dazu, gemäss Protokoll seine Kaderfrau aus dem VR abzuwählen? Hiltbrunners Antwort: «Sie ist selber zurückgetreten – um sich noch stärker auf ihre operativen Aufgaben zu konzentrieren.»
Rein, raus, rein, raus: Bereits im Juni 2007 war sie in den VR der Verlagsfirma eingetreten; am 5.  März 2008 verliess sie ihn wieder. Ein Jahr später wurde sie gemäss Handelsregister erneut ins Gremium berufen, Wochen später ist sie wieder draussen.

Heikle Hürde. Verleger Hiltbrunner lancierte seine Karriere mit dem Unternehmen GTS Business Guide in Basel. Dieses wechselte im Herbst 2008 den Namen und hiess danach Regio Zeitschriften. Nicht lange: Kurz nach der Umbenennung ging es in Konkurs. Angemeldet wurden nach dem Exit Forderungen von mehreren hunderttausend Franken. Die Firma habe man geschlossen, so Dominique Hiltbruner, weil sie nicht mehr in die Strategie passte.

Ausgestanden ist das abrupte Ende noch nicht. Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt untersucht den Fall wegen möglicher Konkursdelikte. Dies bestätigt Markus Melzl, Sprecher der Basler Justizbehörde.