Der einst stolze Medienkonzern Edipresse schrumpft nach dem Verkauf ihrer wichtigsten Zeitungen 2009 an Tamedia und dem Börsenaustritt 2011 weiter. Nun verkauften die Manager aus Lausanne sämtliche Titel in Russland wegen eines neuen Mediengesetzes im Land.

Mitte Juli hat Edipresse alle Anteile des Joint-Ventures Edipresse-Konliga an dessen geschäftsführenden Direktor Maxim Zimin verkauft – offenbar für mehrere Hundert Millionen Rubel. Edipresse äussert sich zum Erlös nicht. Zimin bestätigte russischen Medien aber, dass Edipresse zuerst noch darüber nachgedacht hatte, eine 20-Prozent-Beteiligung zu behalten.

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«Schädliche westliche Beeinflussung»

Das neue russische Mediengesetz tritt Anfang 2016 in Kraft und beschneidet die Investitionsmöglichkeiten ausländischer Firmen bei Medienunternehmen massiv. Höchstens 20 Prozent Firmenanteile dürfen im Land Putins noch von Ausländern gehalten werden. Das Gesetz wurde im Zuge des Ukraine-Konflikts aufgegleist und soll russische Bürger vor «schädlicher westlicher Beeinflussung» bewahren.

Dies ist der bisher letzte Schritt des Kreml in seinem Bestreben, die Medien zu nationalisieren. Seit Jahren hat sich die Entourage von Wladimir Putin sämtliche relevanten Massenmedien unter den Nagel gerissen und zum Teil mit branchenfremden aber loyalen Handlangern an der Spitze besetzt.

Nur unverdächtige Fachtitel

Edipresse verlegte keine politisch heiklen Produkte sondern lauter Fachtitel wie Elternmagazine oder Gärtnerei- und Architektur-Hefte. Von anfänglich 52 Prozent übernahmen die Schweizer 2009 dann 100 Prozent am Joint-Venture. Mit 30 verlegten Titeln und 5,7 Millionen Gesamtlesern pro Ausgaben (Zahlen Mai-Oktober 2014) gehörte der Konzern zu den Top-10 des Landes.

Mitarbeit: Julia Fritsche.