Die besonders erfolgreichen unter ihnen wie Goldman Sachs, Deutsche Bank oder Credit Suisse bilden schon wieder milliardenschwere Rücklagen, um ihre Händler zum Jahresende mit satten Boni zu belohnen. Und die Politiker, ob in Washington, London, Paris oder Bern, jaulen auf und geisseln die Boni-Banker als schamlos – dieses Mal als wirkliche Volksverteter.

Das ist scheinheilig. Denn nicht nur hat die öffentliche Hand den aktuellen Boom überhaupt erst ermöglicht: Die Banken kommen durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken so billig an Geld wie noch nie, gleichzeitig bieten ihnen die Staatsgarantien vollkommene Sicherheit. Sie können das Geld teuer verleihen und verdienen zudem üppig am Anleihengeschäft mit kapitalbedürftigen Firmen. So profitieren sie von der Krise, die sie selbst mitverursacht haben – und das staatlich unterstützt und mit höheren Anteilen. Denn jetzt teilen sich weniger Anbieter den Markt auf. «Es gibt nur noch ein paar Leute am Strand, und deshalb bekommen die jetzt alle Mädchen», sagt der New Yorker Finanzprofessor Roy Smith.

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Scheinheilig ist die Bonus-Empörung der Politiker jedoch vor allem aus einem zweiten Grund: Noch immer ist unter ihnen kein Wille zu erkennen, das System fundamental zu reformieren. Die Sonderstellung der Banken als Herz des Wirtschaftskreislaufs begründete ihren «Too big to fail»-Status. Durchschlagende Reformen können deshalb nur in zwei Richtungen gehen: Entweder müssen die Banken so stark schrumpfen, bis sie klein genug für einen möglichen Konkurs sind. Oder die Regierung muss ihre Staatsgarantien mit einer stärkeren Regulierung versehen, die den Risikoappetit der Grossbanken massiv zügelt. Bisher sind an den führenden Finanzplätzen New York und London jedoch keine namhaften Schritte in eine dieser Richtungen zu erkennen. Zu eng ist die Verbandelung der Politiker mit ihren Finanzzentren, zu bedeutend gerade in Krisenzeiten die Standortsicherung. Deshalb sollten die Schweizer Verantwortlichen bei allem Reformeifer nicht vergessen: Regulierung ist Interessenspolitik.