Jahrelang stemmte sich der Novartis-Lenker gegen die überfällige Abgabe des Doppelmandats, jahrelang verhinderte er eine Abstimmung über die Entlöhnungspolitik. So drohte ihm bei der Generalversammlung Ende Februar eine Aktionärsrevolte, die sogar zu seiner Abwahl hätte führen können. Es blieb nur der Rückzug – bewirkt durch äusseren Druck, nicht durch innere Einsicht.

Auch bei den Bankern fehlt die Einsicht, ihre Salärpolitik zu ändern. «Wir tun Gottes Arbeit», verkündete der Anführer der globalen Investment-Banker-Zunft, Goldman-Sachs-Vormann Lloyd Blankfein, im Herbst und versprach seinen Bankern einen Salärpool von fast 20 Milliarden Dollar. Damit lieferte er seinen Kollegen die Ausrede, die Lohnpakete zu belassen wie vor der Krise. «Der Markt bestimmt die Bezahlung, nicht wir», betont dann auch ein Investment-Banking-Chef in der «Financial Times». «Wenn wir weniger bezahlen könnten, würden wir das machen.»

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Doch das ist nicht mehr als die halbe Wahrheit. Denn die Herrscher der Hochfinanz wissen nur zu gut, dass die Finanzkrise die historische Chance bot, diese Lohnspirale zu durchbrechen. Mehrfach haben sie sich in den Krisenmonaten zu Beratungen getroffen. Da wäre es möglich gewesen, eine branchenweite Reduktion des Bonuspools um mindestens 50 Prozent zu erreichen und die frei werdenden Milliardenbeträge im Sinne des Aktionärs zur Stärkung der darbenden Kapitalbasis zu nutzen.

Warum haben sie es nicht getan? Wohl vor allem, weil sie selbst Prototypen ihrer Spezies sind. Denn nur wer als Chef Millionenboni zahlt, kann selbst zweistellige Millionenboni beziehen. Wer sich dagegen weigert, das Millionenspiel mitzumachen, muss sich bescheiden. Stephen Green etwa, Chairman der Finanzikone HSBC, bezieht nur 2,1 Millionen Franken, obwohl Börsenwert und Gewinn dreimal so hoch sind wie bei der Credit Suisse. Gerade warnte er vor «aufgeblähten Boni» und «verzerrter Bezahlung». Das ist Dienst am Aktionär. Die uneinsichtigen Investment Banker betreiben dagegen Raubbau an ihren Anteilseignern – und provozieren so die nächste Revolte.

Dirk Schütz
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