«Die Chance zum Wandel nutzen!» lautete die Titelzeile, und der Untertitel kritisierte die Währungshüter scharf: «Lobenswerte Zielsetzung, schlechte Strategie, dürftiges Ergebnis». Der Artikel forderte die Nationalbank auf, zur Ankurbelung der Konjunktur den auch damals überbewerteten Schweizer Franken «erheblich» zu schwächen, und nannte fünf Massnahmen dazu. Er schloss mit der Forderung: Um die Wirtschaft zu beleben, brauche die Nationalbank einen «Kurswechsel» und «effektive Anstrengungen, den stark überbewerteten Wechselkurs zu drücken». Der Artikel zeigt zweierlei: Der heutige SNB-Präsident stand mit seiner damaligen harschen Kritik an der Nationalbank den aktuellen Kritikern seiner eigenen Amtsführung in nichts nach. Und: Er trat schon damals als Befürworter der interventionistischen Schule auf, die in den USA dominiert und über die Währung auch das Wachstum beeinflussen will – im Gegensatz zur Schweiz, deren Nationalbank sich traditionell primär der Geldstabilität verpflichtet sieht. Interventionismus bestimmt auch heute das Handeln der Nationalbank – ob bei Devisen, Grössenbeschränkungen oder Staatsfonds. Nirgends wird das so deutlich wie beim jüngsten Projekt, das sich hinter dem sperrigen Fachterminus «makroprudentielle Steuerung» verbirgt. Es würde eine erhebliche Machtausweitung der SNB bedeuten. Die Nationalbank fordert eigene Instrumente, um die Aufgabe der Sicherung der Finanzstabilität wirklich erfüllen zu können. Bisher konnte sie beispielsweise nur vor einer Immobilienblase warnen, mit den neuen Regeln könnte sie direkt bei den Banken in die Hypothekarvergabe eingreifen, wenn sie eine Überhitzung sähe. Das Problem ist nur: Wie kann sie sicher sein, dass wirklich eine Blase entstanden ist? Was in der Theorie überzeugend klingen mag, lässt sich in der Praxis auf die Frage reduzieren: Können Beamte schlauer sein als der Markt? Bisher ist die Erfolgsquote – vorsichtig formuliert – nicht überzeugend.
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