Früher hätten derartige Verluste das Finanzsystem erschüttert, heute sind sie nur eine Facette mehr am Ende eines Schreckensjahres. Die geschundenen Bankchefs reagieren mit Automatiksteuerung. Hat die Bombe bei uns eingeschlagen? Wenn ja: ein Abschreiber mehr. Wenn nicht: weiterzittern. Nie zuvor haben Banker so viel arbeiten und so schwierige Entscheidungen treffen müssen – und wurden dennoch in der Öffentlichkeit so stark angefeindet.

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Der Ansehensverlust der Bankiersgilde spiegelt sich auch in unserem jährlichen Mächtigsten-Rating (Seite 58) wider. Lagen im letzten Jahr noch fünf Grossbankenvertreter unter den ersten zehn, so hat es dieses Jahr nur Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann geschafft. Sieger ist ein Konzernlenker, der sich von jeglichen Moden in der Finanzindustrie stets ferngehalten hat: Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck. Konsequent verfolgt er sein Primat der Langfristigkeit, und das honoriert die Börse selbst in diesen Tagen.

Die Aussichten für 2009 sind jedoch trübe, da sind sich praktisch alle Prognostiker einig. Das mag für aufmerksame Beobachter ein gutes Zeichen sein – denn die einzige Konstante in diesem Jahr war, dass die Prognostiker stets falsch lagen. Für das kommende Jahr gilt deshalb das Verdikt des Wegelin-Teilhabers Konrad Hummler: «Wer heute behauptet, klar zu sehen, hat entweder prophetische Gaben oder ist ein Schaumschläger.»

Ein überraschend positives Signal gibt es aber: Dauerpessimist Marc Faber, der dieses Jahr endlich – und leider – mit seinen düsteren Prognosen weitgehend richtig lag, rät für das Jahr 2009 zum Kauf von Aktien (Seite 78). In diesem optimistischen Sinn wünscht Ihnen die BILANZ-Redaktion ein gesegnetes Weihnachtsfest und einige Tage der Ruhe, in denen Sie Kraft tanken können für das nächste Jahr. Wir alle werden sie brauchen.

Dirk Schütz
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