Doch wie genau ist dieses Gesamtinteresse definiert? Die Bankenregulierung tritt in die nächste entscheidende Phase, und da stellt sich diese Frage mehr denn je.

Unbestritten ist: Die Nationalbank hat den Finanzplatz vorbildlich durch die Krise geführt. Doch dadurch ist sie in die politische Arena gelangt, und noch ist es ihr nicht gelungen, diese wieder zu verlassen. In Regulierungsfragen ist sie derzeit der Scharfmacher im Land. Mal greift Präsident Philipp Hildebrand das Geschäftsmodell der Grossbanken direkt an, indem er einen Verzicht aufs Investment Banking nahelegt. Dann fordert die Notenbank eine «signifikante» Erhöhung des Eigenkapitals, obwohl die Grossbanken nach gängigen Massstäben zu den höchstkapitalisierten der Welt zählen. Oder sie spricht der UBS – ohne Erklärung – die Fähigkeit ab, eine volle Erholung ihrer Profitabilität zu erreichen. Die markigen Worte werden auch bei den ausländischen Aufsehern vernommen: Sie fragen bei den Grossbanken nach, wie diese ihre Risiken im Ausland abdecken wollen, wenn die Schweizer Regulatoren sie nicht mehr schützen. Schon denkt die UBS laut über eine Verschiebung des Eigenkapitals nach London nach – und droht mit einem Wegfall von Tausenden von hochqualifizierten Arbeitskräften.

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Die Schweizer Volkswirtschaft hat in dieser Angelegenheit vor allem ein Interesse: ihren starken Finanzplatz zu schützen. Dazu sind zwei weltweit strahlende Grossbanken unerlässlich. Mit mehr als fünf Milliarden Franken sind sie in guten Jahren die grössten Steuerzahler des Landes. Mehr als 200  000 Arbeitsplätze schafft der Finanzsektor, und sein Know-how und die Internationalität sind ein Segen für die Schweiz. Das Bankgeheimnis ist derzeit unter Beschuss wie nie. Da braucht es nicht zusätzlichen Druck von innen. Die Schweiz steht heute weltweit unbestritten als Musterknabe der Regulierung da. Eine weitere drastische Verschärfung ist nicht notwendig. Dem Gesamtinteresse des Landes zu dienen, kann deshalb nicht heissen, als Regulierungsturbo gegen die eigenen Banken aufzutreten. Sondern den Finanzplatz zu schützen – durch Abwarten und verbale Zurückhaltung.