Eine Klatsche der gröberen Art: Dass fast 60 Prozent der Aktionäre gestern dem UBS-Verwaltungsrat wegen der Frankreich-Busse die Décharge verweigerten, ist der bisher grösste Unfall des Führungsduos Weber – Ermotti.

Da nützte auch der versuchte Befreiungsschlag am Morgen des Schicksalstags nichts – im zweiseitigen «Blick»-Interview gerierten sich die Chefs trotz absehbarer Niederlage angriffig, wenn auch mit leicht weinerlicher Note: «Wir fühlen uns von der Schweiz im Stich gelassen.» Was die Frage aufwirft: Warum sollte es die Aufgabe der Regierung sein, sich zu Rechtsstreitigkeiten von Schweizer Firmen im Ausland zu äussern?

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Das wäre dann ein Konjunkturprogramm der besonderen Art – der Bundesrat würde Heerscharen an neuen Kommunikationsberatern brauchen. Wenn fast zwei Drittel der Aktionäre den Kurs der Frontmänner ablehnen, schreibt die Regieanweisung jedes Dramas eigentlich vor: Regrets, please! Fehlanzeige.

Gerichtsprozesse mit politischer Note

Dabei geht es gar nicht darum, ob es sich hier um einen politischen Prozess mit einem politischen Urteil handelt, wie die UBS stets entrüstet betont. Natürlich stimmt beides. Doch hätte sich das hochbezahlte Juristenteam nicht genau darauf einstellen können? Und gerade deshalb entschiedener und viel früher auf einen Vergleich drängen müssen? Von aussen nur schwer erkennbar. Aber offenbar sieht das die Mehrheit der Aktionäre so.

Schliesslich sollen ja selbst in unserer so korrekten Heimat Gerichtsprozesse zuweilen eine politische Note bekommen, besonders wenn böse Franzosen involviert sind. Es ist nicht lange her, dass eine grosse französische Firma (sie hört auf den Namen Saint-Gobain) die Stimmrechtsmehrheit an einem Schweizer Baukonzern (Sie wissen, wen ich meine: Sika) übernehmen wollte. Die Richter in Zug machten juristische Verrenkungen der abenteuerlichsten Art, um die Eigentumsgarantie auszuhebeln – und verhinderten so die Übernahme durch die Franzosen. Auch das könnte man, nun ja, als politisches Urteil bezeichnen. Der Aufschrei in der Schweiz blieb aus – auch von den UBS-Oberen.

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Dirk Schütz
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