Einige Grosskunden der Düsseldorfer WGZ-Bank – die Zentralbank der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Rheinland und in Westfalen – müssen künftig mit Strafzinsen rechnen, wenn sie hohe Summen auf dem Konto liegen lassen. «Die WGZ-Bank berechnet ausschliesslich institutionellen Kunden - und davon nur einem geringen Teil – negative Zinsen», erklärte ein Sprecher am Freitag und bestätigte damit einen Bericht der «Rheinischen Post».
«Andere Kundengruppen werden derzeit nicht belastet», fügte er hinzu. Zuvor hatte die Commerzbank als erste deutsche Grossbank solche Gebühren nicht mehr ausgeschlossen. «Bei einzelnen grossen Firmenkunden mit hohen Guthaben sowie bei Grosskonzernen und institutionellen Anlegern behalten wir uns vor, für hohe, aus überschüssiger Liquidität bei uns geparkte Einlagen eine Guthabengebühr zu berechnen», hatte ein Sprecher der zweitgrössten deutschen Bank gesagt.
Banken berufen sich auf Zinspolitik
«Pauschale Aussagen zu den Konditionen sind nicht möglich», sagte der WGZ-Sprecher weiter. «Wegen der Abhängigkeit von den Zinsentscheidungen der Notenbanken sind keine langfristigen Zusagen möglich.»
Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt von Geldhäusern seit September einen Strafzins von 0,2 Prozent, wenn diese bei der Notenbank über Nacht Geld anlegen. Die Gebühr geben erste Banken nun weiter - etwa an Unternehmenskunden, für die sie grosse Geldbestände vorhalten. Als erste Grossbank hatte in dieser Woche die Commerzbank angekündigt, sie behalte sich bei einzelnen Grosskunden die Berechnung einer «Guthabengebühr» vor.
Kleinsparer sind sicher
Die Deutsche Bank sieht allerdings noch keinen allgemeinen Trend zu Strafzinsen für Kleinsparer. «Wir sind für Privatkunden nicht besorgt», sagte Finanzchef Stefan Krause am Freitag in Frankfurt. «Ich glaube schon wegen des psychologischen Moments nicht, dass es Negativzinsen für Sparer geben wird.»
Es gehe mehr um Guthaben von Grosskunden. Die Frage sei, wie lange die Banken die Rechnung noch zahlen könnten, da sie selbst für kurzfristige Einlagen bei der Europäische Zentralbank (EZB) drauflegen müssen. «Je länger das dauert, desto schwieriger wird es für die Banken», sagte Deutsche-Bank–Finanzvorstand Stefan Krause. Der Druck auf die Banken, von Grosskunden Negativzinsen auf ihre Einlagen zu verlangen, wird nach seiner Ansicht denn auch immer grösser. «Ich weiss nicht, wie lange Banken sich dem entgegenstemmen können.»
(reuters/awp/ise/ama)