Oswald Grübel von der Credit Suisse und Rolf Dörig von der Swiss Life wären froh, wenn sie ebenso viel erreicht hätten wie Zurich-Chef James Schiro. Er hat alle Fehler seines Vorgängers Rolf Hüppi im vergangenen Jahr ausgebügelt. So verkaufte er diverse Ländergesellschaften, die interne Renditeziele nicht erreicht haben. Diese Phase ist nun abgeschlossen; die Zurich Financial Services (ZFS) besitzt laut eigenen Aussagen keine unprofitablen Anhängsel mehr.

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Für Schiro hat deshalb bei der ZFS Abschnitt zwei begonnen. Er hält sich bereit, um an der erwarteten Branchenkonsolidierung teilzunehmen. Viele Gesellschaften werden ihre Strategie anpassen müssen. Zu verstreut sind ihre Aktivitäten. Das ist ineffizient, und ohnehin reicht das Eigenkapital vieler Firmen nicht aus, um alle Geschäfte voranzutreiben.

Die ZFS will mit solchen Unternehmen ins Geschäft kommen. Möglich ist dabei ein Tausch von Unternehmenseinheiten oder deren Kauf. Dabei glaubt die ZFS, dass sie sich für solche Umgruppierungen in eine gute Position gebracht hat. Eigenkapitalmangel ist jedenfalls kein Thema mehr, und die Einheiten sind so getrimmt, dass attraktive Tauschgeschäfte möglich sind.

Neue Kernmärkte

Auch bei der geografischen Ausrichtung ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Als Kernmärkte gelten bei der ZFS im Leben- und Nichtlebengeschäft Deutschland, Spanien, die Schweiz, Italien, Grossbritannien und Nordamerika; zudem weitere Länder, die eine gewisse Renditehürde schaffen. Bei der Definition dieses Geschäftskreises wird es möglicherweise nicht bleiben. Angeblich klärt das Management ab, ob noch weitere Länder in diese Liste aufgenommen werden sollen, etwa aus dem Fernen Osten.

Grübel und Dörig tun sich dagegen noch schwer. Beide haben die grössten Schäden im Firmengefüge zwar repariert, wobei die Credit Suisse viel weiter vorangekommen ist als die Swiss Life. Der grösste Brocken, der beim Versicherer noch zum Verkauf steht, ist die Banca del Gottardo. Eine Transaktion wird allerdings in den nächsten Monaten nur zu Stande kommen, wenn ein Käufer mindestens 1,4 Mrd Fr. zu zahlen bereit ist. Mit diesem Wert ist die Bank bei der Swiss Life bilanziert. Das Unternehmen will einen Buchverlust wenn möglich vermeiden.

Doch ohnehin eilt es mit dem Verkauf einer Privatbank derzeit nicht, wenn kein guter Preis herausgeschlagen werden kann. Denn zuletzt haben sich die Geschäftsaussichten für die Vermögensverwalter klar verbessert. Jedenfalls erzielt die Swiss Life mit der Banca del Gottardo für die Versicherten derzeit eine Eigenkapitalrendite von 10%: Ein Wert, der an den Kapitalmärkten ausser Reichweite ist.

Die Swiss Life muss die Bilanz aufpolieren

Wie Schiro bei der ZFS drängt Dörig im Tagesgeschäft auf Disziplin: Verkauft werden nur noch solche Finanzprodukte, die höchstwahrscheinlich rentieren. Ziel der Swiss Life ist eine Eigenkapitalrendite von 10%. Die damit verbundene Preiserhöhung hat zu einem Einbruch beim Absatz geführt. In der Schweiz sind die Prämieneinnahmen per Oktober 2003 um 21% gefallen. Noch hat Dörig aber andere Sorgen als der schrumpfende Absatz: Die Bilanz der Gruppe muss 2004 solider werden. Der Anteil der immateriellen Aktiven im Verhältnis zum Eigenkapital ist viel zu hoch.

Dieses Problem hat Grübel bei der Credit Suisse gelöst. Das Bankgeschäft bringt der Gruppe einen konstant fliessenden Einnahmenstrom. Das hat der Credit Suisse wieder zu einer sehr soliden Eigenkapitalausstattung verholfen. Was Wunder deshalb, dass Grübel vor Tatendrang strotzt. Er wird auf dem Posten des CEO ausharren, bis er die Gruppe in eine neue strategische Richtung gelenkt hat. Das gewichtigste Dossier, mit dem sich der Verwaltungsrat beschäftigen wird, ist die Zukunft der Winterthur. In diesem Jahr dürfte über ihr weiteres Schicksal entschieden werden. Der Verkauf an einen Konkurrenten oder ein Börsengang ist das wahrscheinlichste Szenario.

Stellenabbau bei der UBS

Dagegen wird Grübel in Deutschland kaum zum grossen Schlag ausholen, obwohl er sein Interesse am dortigen Privatkundengeschäft angemeldet hat. Ausländische Banken werden in allfälligen Übernahmekämpfen einen schweren Stand haben, denn auch die einheimischen Banken wollen mittels Akquisitionen ihren Marktanteil erhöhen. Das treibt die Preise in die Höhe. Grübel wird daher nichts anderes übrig bleiben, als das Private Banking in Europa und im Fernen Osten Schritt für Schritt voranzutreiben.

Die UBS steckt viel Energie und Geld in dasselbe Ziel. Im Vergleich zu seinen Branchenkollegen kann sich Bankchef Peter Wuffli aber immerhin zurücklehnen, denn er gebietet über einen soliden Koloss. Viele Mitarbeiter werden dagegen weniger entspannt sein. Bei der UBS geht nichts über Effizienz. Auch in diesem Jahr dürften dem Streben nach einer höheren Rendite hier zu Lande rund 1000 Stellen zum Opfer fallen.


Banken mit hoher Rendite In Mio Fr.

Credit Suisse UBS

2003E 2004E 2003E 2004E

Geschäftsertrag 27816 28359 33992 36504

Geschäftskosten 20798 20638 24846 25819

Reingewinn 5199 4340 5958 6642

Eigenkapitalrendite (in %) 15 15 19 21

E = geschätzt Quelle: Citigroup Smith Barney


Swiss Life macht wieder Gewinn In Mio Dollar

Zurich Swiss Life1

2003E 2004E 2003E 2004E

Prämien Leben 11291 12191 12155 12519

Prämien Nichtleben 24184 26823 974 993

Reingewinn 1297 1838 199 342

Eigenkapitalrendite (in %) 7 9 5 7

E = geschätzt; 1 In Mio Fr. Quelle: ZKB