Nach monatelangen Ermittlungen ist der Chef des italienischen Rüstungskonzerns Finmeccanica, Giuseppe Orsi, festgenommen worden. Die Polizei verhaftete ihn wegen des Verdachts auf Bestechung und Unterschlagung.

Gemäss Berichten italienischer Medien sollen Orsi und weitere Manager der Firma in Indien Bestechungsgelder gezahlt haben, um die Regierung zum Kauf von zwölf Helikoptern des Tochterunternehmens AgustaWestland im Jahr 2010 zu bewegen.

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Der zuständige Richter von Busto Arsizio nahe Mailand habe auch Haftbefehl gegen den Chef von AgustaWestland, Bruno Spagnolini, gestellt. Der Vorwurf lautet auch hier auf internationale Korruption. Der Sitz von AgustaWestland sei durchsucht, Spagnolini unter Hausarrest gestellt worden, berichteten die Medien.

Finmeccanica beteuerte die Unschuld ihres Chefs. Das Unternehmen hoffe, dass dessen rechtliche Position so schnell wie möglich klargestellt wird. Der Konzern versicherte, das Geschäft werde normal weitergeführt. Ähnliche Ermittlungen gegen Orsi laufen bereits in Neapel.

Razzia in Lugano

Letzten April durchsuchten italienische und Schweizer Beamte die Büroräumlichkeiten von Guido Ralph Haschke in Lugano. Er wurde verdächtigt, 51 Millionen Euro von Orsi für seine Zwischenhändler-Dienste erhalten zu haben, um Helikopter des Typs AW 101 an den Mann zu bringen.

Über Nacht wurden Haschke wie auch sein Geschäftspartner Carlo Gerosa in der Schweiz verhaftet, berichtet «Il Sole 24 Ore».

Guido Haschke ist neben seinem Engagement bei der Gadit AG auch Kassier in der «Tibet House Switzerland Foundation» - einer Stiftung der tibetischen Exilgemeinde.

Politisch brisant

Grösster Aktionär von Finmeccanica mit 30,2 Prozent ist der italienische Staat. Italiens Ministerpräsident Mario Monti reagierte umgehend und kündigte an, seine Regierung werde sich sofort mit den Führungsproblemen auseinandersetzen.

Die Festnahme Orsis bergt - weniger als zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Italien - politischen Sprengstoff: Die Ernennung Orsis zum Konzernchef im Mai 2011 wurde von der Lega Nord, dem damaligen Verbündeten des Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, unterstützt.

Finmeccanica ist nicht das einzige Unternehmen in juristischen Schwierigkeiten. Erst in der vergangenen Woche eröffnete die Mailänder Staatsanwaltschaft Korruptionsermittlungen gegen den Chef des Energiekonzerns Eni, Paolo Scaroni.

Mit ausführlichem Material der Nachrichtenagentur SDA.