Die US-Notenbank Fed machte gestern einen Schritt zur Normalisierung ihrer Geldpolitik, die Schweizerische Nationalbank zieht jedoch nicht nach: Der Negativzins auf Sichteinlagen bleibt bei minus 0,75 Prozent, gab SNB-Präsident Thomas Jordan in Bern bekannt. Hier die wichtigsten Antworten auf die heutigen Entscheide der Währungshüter.

1. Wie begründet die Schweizerische Nationalbank ihren Entscheid?

Die Nationalbank sieht den Franken noch immer «deutlich überbewertet», wie Jordan betonte. Zwar sieht die SNB die Schweizer Wirtschaft auf Erholungskurs. Doch Jordan verwies einmal mehr auf die Risiken. Hinzu kommt: Die Inflation wird auch in den kommenden Jahren nur sehr niedrig bleiben. So erwartet die SNB etwa für 2019 lediglich ein Plus von 1 Prozent. Und: Zwar dürfte die US-Notenbank ihre Politik schrittweise normalisieren, doch für die Euro-Zone und Japan gilt dies nach Ansicht der SNB nicht. Und vor allem die Entscheidungen in Frankfurt können Einfluss auch die Nationalbank-Politik haben.

2. Wie steht die Schweizer Wirtschaft da?

Die Konjunktur erholt sich, betonte Jordan. Die verfügbaren Frühindikatoren deuten demnach seit Jahresbeginn auf eine Belebung, dafür sprächen auch die Investitionen der Unternehmen. Doch die Erholung ist noch nicht überall angekommen: In einigen Branchen sei die Kapazitätsauslastung «unbefriedigend». Das spiegelt gemäss Jordan auch die Lage am Jobmarkt: Zwar geht die Arbeitslosigkeit zurück, mit Neueinstellungen halten sich die Unternehmen jedoch noch immer zurück.

3. Was spricht für eine Verbesserung der Lage? 

Für eine Aufhellung spricht die Lage im Ausland: Die Weltwirtschaft ist im ersten Quartal stärker gewachsen als zuvor, auch die Euro-Konjunktur erholt sich. In Ländern wie Deutschland herrsche Vollbeschäftigung. Für 2017 deutet sich das beste globale Wachstum seit sechs Jahren ab, sagte Jordan. Davon profitiert die offene Schweizer Wirtschaft. Was die SNB zurückhaltend bleiben lässt, ist unter anderem, dass die hiesige Wirtschaft von der Belebung zu Jahresbeginn nur teilweise profitieren konnte.

4. Wie steht es um den Franken?

Noch immer ist der Franken zu teuer für Teile der Schweizer Industrie und stellt eine grosse Gefahr dar, ist man bei der SNB überzeugt. Zudem befürchtet man, dass bei unvorhergesehenen Ereignissen der Druck wieder zunehmen könnte. Dass die Schweiz einen hohen Überschuss in der Leistungsbilanz hat, lässt Jordan nicht als Gegenargument gelten. Weil die Schweiz deutlich mehr exportiert als importiert, könnte argumentiert werden, dass die Erholung stabil ist. Doch Jordan spricht von einem «Sonderfall Schweiz».

5. Wie geht es den Grossbanken UBS und Credit Suisse?

In ihrem heute ebenfalls publizierten Bericht zur Finanzstabilität zeichnet die SNB ein verbessertes Bild. Demnach habe sich dasvolkswirtschaftliche Umfeld für die Banken verbessert. Zugleich haben die Grossbanken ihre Kapitalpolster verstärkt. Doch die SNB sieht weiteren Verbesserungsbedarf: So müssten sowohl UBS als auch Credit Suisse bei der Leverage Ratio zulegen, sagte SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg auf der Medienkonferenz.

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