Er sucht sich Rezepte aus, schnippelt Gemüse für die Tomatensosse, taucht die Spaghetti in das kochende Wasser und richtete den Teller dekorativ an: Moley ist eine grosse Hilfe im Haushalt. Müde wird er nicht: Moley ist der erste Robo-Koch. Die Küche der Zukunft weiss, was man will. Der Kühlschrank der Zukunft hilft bei der Einkaufsplanung, der Kochroboter der Zukunft weiss, wie ungern man kocht, die Gabel der Zukunft, wie schnell man seine Pizza hinunterschlingt.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die mitdenkende Küche wird auch in der Schweiz zum immer grösseren Thema. Jean Philippe Gross, Ausstellungsarchitekt bei Sanitas Troesch AG rechnet damit, dass künftig vieles in der Küche über Sprachsteuerung läuft. Die smarten Geräte oder Haushaltshilfen würden dazulernen und sich laufend verbessern. Ein Überblick, welche vernetzten Geräte es bereits gibt und welche vielleicht noch kommen.

Intelligenter Kühlschrank

Der schlaue Kühlschrank denkt mit. Führend in diesem Bereich sind unter anderem Samsung und LG. Samsungs «Family Hub» ist mit einem riesigen wifi-fähigen Touchscreen an der Aussentür ausgestattet und soll als Kommunikationszentrum für den ganzen Haushalt dienen. Fotos, Kalender, Rezepte und sogar Youtube-Videos und TV-Sendungen werden direkt über den Screen gezeigt. Das Gerät hilft auch denen, die ratlos vor den Regalen im Supermarkt stehen. Über drei Kameras sendet der Family Hub Bilder vom Inneren des Kühlschranks per App an den Besitzer. Über die vorinstallierte coop@home-App können Lebensmittel alternativ online bestellt werden. Kühl- und Gefrierfunktionen lassen sich auch von ausserhalb des Hauses steuern.

Das Multimedia-Gerät ist seit September in der Schweiz verfügbar. Kostenpunkt: 6'999 Franken. Noch futuristischer sieht der «Smart Instaview»-Kühlschrank von LG aus: Auch dieser ist mit einem 29 Zoll Bildschirm ausgestattet, dessen Display durch zweifaches Klopfen transparent wird und das Innere des Kühlschranks zeigt. Daneben können ebenso Botschaften für die Familie hinterlassen werden, das Wetter oder Rezepte aufgerufen und Filme gezeigt werden.

+ Der grosse Screen, der bei korrekter Synchronisierung alle Daten des Haushalts auf einem Gerät vereint. Termine erscheinen gross auf der Kühlschranktür.

- Es ist fraglich, ob der smarte Kühlschrank tatsächlich den erwarteten Zusatznutzen bringt und sich der hohe Preis damit rechtfertigt. Wie oft schaltet man sich tatsächlich ins Innere des Kühlschranks und wie dringend muss man den Kalender neben dem Smartphone und Computer auch noch auf dem Kühlschrank abrufen?

Küchenroboter

Sie kommen abgehetzt von der Arbeit nach hause, da steht er schon mit Ihrer Leibspeise bereit: Moley. Der Küchenroboter kann per App von ausserhalb der Küche gesteuert werden, er nimmt Rezepte-Inputs auf und putzt sogar hinter sich her. Die perfekte Küchenhilfe. Wie gut er eine Bandbreite an Rezepten umsetzt bleibt dahingestellt. Werbevideos zeigen ihn primär beim immerselbigen Pasta-Kochen. Dennoch soll Moley – dem Hersteller zufolge – dazu beitragen, dass sich Menschen gut ernähren. Günstig ist er nicht: Moley soll 75'000 Dollar kosten.

 

Siemens setzt auf den Küchenassistenten Mykie, was für «Mein Küchenelf» steht. Er soll Fragen beantworten und Unterstützung im Alltag liefern – am Lebensmittelpunkt, der Küche. Sie können mit ihm Rezeptideen austauschen, er weiss, wie lange der Kuchen noch im Backofen bleiben soll – über ihn lassen sich Hausgeräte wie Waschmaschine, Herd oder Spühlmaschine steuern. Über die integrierte Kamera können Menschen an verschiedenen Orten verknüpft werden. Beim Verband Küche Schweiz weiss man noch nichts von Koch-Robotern, es dürfte noch eine Weile dauern, bis Modelle auf dem Massenmarkt verfügbar sind, heisst es.

+ Beine hoch und bekochen lassen. Wer träumt nicht davon.

- Bei den smarten Haushaltshilfen ist noch Potential nach oben: Zum einen ist die Entwicklung von Moley & Co. noch sehr teuer. Stellt sich die Frage: Wird der Roboter vom Essen aus dem 3-D-Drucker überholt, bevor er erschwinglich wird? Ausserdem ist der Kochprozess mit dem Roboter nicht ganz ohne Aufwand: Jemand muss für ihn einkaufen und ihm die richtigen Zutaten in exakter Menge vor die Nase stellen.
 

Vernetzte Glühbirnen

Beim vernetzten Zuhause wird zunehmend auch die Beleuchtung miteinbezogen. «Die Steuerung der LED-Küchenbeleuchtung über eine zentrale Steuerung oder eine App ist Bestandteil der Smarthome-Entwicklung», sagt Rainer Klein vom Verband Küche Schweiz.

Auch Massenmöbel-Hersteller Ikea mischt bei der smarten Beleuchtung bereits mit. Mit ihrer Bedienung TRADFRI können die dazugehörigen Glühbirnen leicht gedimmt werden oder von warmem auf kaltes Licht gewechselt werden. Hinzu kommen die Lichttafeln FLOALT, die sich wie ein Bild an die Wand hängen und per Fernbedienung regulieren lassen - genauso wie die leuchtenden Schranktüren SURTE. Alle drei Produkte werden derzeit in Schweden, Tschechien, Italien und Belgien getestet. Im April 2017 sollen sie dann auf allen Märkten gelauncht werden. In einem nächsten Schritt sollen die Lampen dann auch über das Smartphone reguliert werden können, sagt Ikea-Sprecher Manuel Rotzinger.

+ Mehr Licht, mehr Glücksgefühle. Wer Mühe hat, morgens aus dem Bett zu kommen, kann bereits unter der Decke das Licht anmachen um die müden Augen daran zu gewöhnen.

- Der massive Vorteil zum herkömmlichen Lichtschalter oder Dimmer ist nicht klar ersichtlich.

Schlaue Pfanne

Die intelligente Pfanne soll helfen, die optimale Mahlzeit zuzubereiten: Die Pantelligent ist mit einem Temperatur-Sensor ausgestattet und gibt Daten an ein verbundenes Smartphone weiter. Brät man ein Steak, meldet die Pantelligent App etwa, wenn die Pfanne die gewünschte Temperatur erreicht hat. Um die Dicke des Steaks und die damit einhergehende Bratzeit zu messen, zeigt die App sogar ein Lineal an. Brutzelt das Steak erstmal vor sich hin, bleibt die Pfanne konstant auf der optimalen Temperatur und gibt an, wenn das Fleisch gewendet werden muss.

+ Das perfekt gebratene Steak ist für Küchenbanausen endlich nicht mehr nur etwas, was sie im Restaurant geniessen können.

- Die schlaue Pfanne kann auch keine schlechten Zutaten wegbraten. Und der persönliche Touch am Herd geht verloren.

 

Smarte Gabel

Die Bluetooth-fähige Gabel von HAPIfork soll den Weg zur Traumfigur ebnen. Sie vibriert und leuchtet, wenn man zu schnell isst. Per USB-Kabel in den Laptop eingesteckt übermittelt sie Daten zum Essverhalten des Nutzers. Hier kann man nachsehen, wie lange man für eine Mahlzeit braucht, wie viele Gabeln man pro Minute zu sich nimmt und wie gross die Abstände zwischen den Happen sind. So lassen sich nun auch die Essgewohnheiten optimieren, nachdem man bereits seine Kalorien eingegeben, Schrittzahl gemessen und Schlafzyklen analysiert hat. Die HAPIfork kostet 99 Dollar.

+ Für gedankenlose Esser ein Riesengewinn. 

- Bei einem Preis von knapp 100 Franken lohnt sich die Gebühr für einen Monat im Fitness-Studio vermutlich mehr. Die Chance ist gross ausserdem, dass die Gabel - zusammen mit dem Fitbit - nach anfänglicher Freude in der Schublade landet.

 

Maschinen-Cliquen

Küchengeräte sind nicht nur zunehmend mit dem Smartphone vernetzt, sie verbinden sich auch untereinander. Küchenanbieter bieten entsprechende Apps oder Geräte an, etwa Miele mit seiner Funktion «Supervision». Damit wird auf dem Backofen-Display angezeigt, wie lange die Waschmaschine im Keller noch läuft oder ein Warnhinweis signalisiert, wenn der Gefrierschrank versehentlich offen gelassen wurde. Dazu kommt die Miele-App, mit der der Status von Geräten abgefragt wird und diese von jedem beliebigen Punkt ferngesteuert werden können. Checken, ob die Herdplatte wirklich ausgeschaltet ist, den Gefrierschrank kälter stellen, weil man mit grösseren Mengen Tiefkühlkost nach hause kommt, oder eine Nachricht auf dem Handy erhalten, wenn der Braten im Ofen fertig ist: All das soll bald möglich sein.

+ Das Smartphone als Fernsteuerung für alle Geräte ist praktisch, da es auch von ausser Haus Küchengeräte regulieren kann. Vorbei ist die Panik, dass der Herd vor Verlassen des Hauses nicht ausgestellt wurde.

- Geräte werden derzeit zwar mit anderen Maschinen desselben Herstellers vernetzt, aber nicht mit Geräten anderer Marken. Es braucht also offene Schnittstellen, damit Maschinen verschiedener Hersteller miteinander kommunizieren können.

Selbst-Einkäufer

Mit der Miele-Anwendung ShopConn@ct erhalten Kunden eine Meldung auf ihrem Smartphone, wenn das Spülmittel für den Geschirrspüler leer ist. Dann kann man dieses mit wenigen Klicks nachbestellen. Dasselbe plant Miele für Waschmaschinen.

Einen Schritt weiter geht Amazon mit seinen Dash Buttons: Damit lassen sich Hunderte einzelne Produkte mit nur einem Klick bestellen. Ein Dash-Button klebt etwa auf die Kaffeemaschine: Geht der Kaffee aus, drückt man auf den Knopf und Amazon schickt die neue Packung direkt zu. Bevor die Buttons in der Schweiz lanciert werden, ist Amazon der Schweizer Online-Fachhändler Brack.ch zuvor gekommen: Er bietet einen Bestellknopf für 100'000 verschiedene Artikel an. Kostenpunkt: 29.90 Franken. Da kommen Kunden bei Amazon günstiger weg: Dieser Knopf kostet rund fünf Euro.

+ Einfacher gehts kaum, die wichtigsten Produkte im Haushalt sind immer vorhanden.

- So viel Mehraufwand ist es nicht, sich in einen Online-Shop einzuloggen und Produkte dort neu zu bestellen. Hinzu kommt, dass 29.29 Franken allein für den Bestellbutton teuer ist.

Mehr zur Küche der Zukunft und den Risiken der Datensammelwut von schlauen Küchengeräten lesen Sie im zweiten Teil der Serie: «Schlaue Küche - Fluch oder Segen?»

Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren