Auf der einen Seite Jorge Paulo Lemann, Grossaktionär bei The Kraft Heinz Company, der mit seinem Bierkonzern AB InBev gezeigt hat, dass er eine schnelle Akquisitions- und Kostensenkungsstrategie mit hohen Renditen für die Aktionäre durchziehen kann. Auf der anderen Seite Paul Polman, CEO von Unilever, der auf Nachhaltigkeit aus ist und von den Aktionären immer wieder Geduld verlangt. Zwei Chefs, die nicht zusammenpassen und sich eine der kürzesten Übernahmeschlachten der Geschichte lieferten.

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An einem Freitag offerierte The Kraft Heinz Company rund 140 Milliarden Franken für den britischen Konzern Unilever. Letztere lehnte das Angebot ab, und bereits am Montagmorgen früh zog Kraft Heinz das Angebot zurück. Alles lief erstaunlich freundlich ab, was sich an einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Firmen ablesen lässt, in der sie sich gegenseitig höchsten Respekt aussprechen.

Nur der Nahrungsmittelteil passt

Bei vielen Beobachtern hinterlässt der kurze Übernahmeversuch Kopfschütteln. Jorge Lemann hätte schon vor seinem Angebot klar sein müssen, dass Polman sein Begehren ablehnen würde. Zudem passt nur der Nahrungsmittelteil von Unilever mit Marken wie Magnum, Lipton und Knorr zu Kraft Heinz. Daneben hat Unilever aber auch ein grosses Produktportfolio in den Bereichen Körperpflege und Haushaltsprodukte. Diese passen gar nicht zu Kraft Heinz.

Ein Versehen war die Übernahmeofferte aber kaum. Einige Auguren können sich gar vorstellen, dass Lemann eine äusserst gerissene Strategie verfolgt: Er will die Aufspaltung von Unilever forcieren, damit Kraft Heinz danach den Nahrungsmittelteil übernehmen kann.

Als Übernahmeziel lanciert

Wäre das seine Strategie, könnte sie Erfolg haben. Denn die Analystenberichte sehen nun Paul Polman unter Druck. Mit der Offerte von The Kraft Heinz Company wurde seine Firma als Übernahmeziel lanciert, das in britischen Pfund gehandelt wird. Letzteres macht die Firma vor allem für Firmen aus den USA und der Schweiz attraktiv. Denn gegenüber beiden Währungen hat das Pfund massiv an Wert verloren. «Allerdings sind Schweizer Unternehmen im Vergleich zu amerikanischen Firmen eher zurückhaltend mit Übernahmen», sagt Stephan Vollert, Analyst bei der Neuen Helvetischen Bank.

Um sich vor Übernahmen zu schützen, könnte Polman nun selber akquirieren, um zu gross für Firmenjäger zu werden. Er könnte etwa Colgate kaufen – so spekuliert ein Analyst der Société Générale. Auch eine Beruhigung der Aktionäre durch Sonderdividenden oder Aktienrückkäufe wäre denkbar – ein Bernstein-Analyst rechnet mit einer Sonderdividende von bis zu 17 Prozent.

Gut möglich ist aber auch, dass der Druck zunehmen wird, Unilever aufzuspalten. Polman sträubt sich zwar dagegen, ist nun aber unter Zugzwang. Möglicherweise hat Lemann von Anfang an darauf spekuliert und würde dann den Nahrungsmittelteil von Unilever kaufen.

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