Der Vogel ist gelandet. Mindestens auf dem Papier. Ende August gründete die deutsche Airline Germania eine Schweizer Firmentochter, man firmiert als Germania Flug AG. Als Direktor wird der Schweizer Ex-Air-Berlin-Mann Tobias Somandin im Gründungspapier aufgeführt, die Firma hat Sitz im Gebäude der Migros-Tochter Hotelplan im zürcherischen Opfikon. Das Domizil ist kein Zufall: Die Schweizer Germania soll ab Sommersaison 2015 als Ferienflieger für Hotelplan aktiv werden. Ein zweites Flugzeug will Germania auf Balkan-Routen einsetzen. «Einmal Ferienflug und einmal Balkan – auf diesen Mix wird es hinauslaufen», bestätigt Germania-CEO Andreas Wobig gegenüber BILANZ.

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Die Strecken nach Kosovo und Mazedonien spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Letztes Jahr flogen mehr als 300 000 Passagiere zwischen Zürich und Pristina – sehr viel angesichts der 1,8 Millionen Einwohner im Kosovo. Edelweiss, Air Berlin und Helvetic mischen mit im «Ethnic Traffic»-Markt, der von Angehörigen-Besuchen lebt und ganzjährig gute Auslastung bringt. Bei tiefen Preisen – regulär 320 bis 350 Franken für das Retour-Ticket Zürich–Pristina – müssen die Jets satt gefüllt sein, um zu rentieren. Die Balkan-Route ist ein Haifischbecken: 2013 drückte die mittlerweile stillgelegte Dumping-Linie Belle Air die Preise und trieb so die Passagierzahlen hoch. 2014 liegt das Aufkommen markant tiefer.

Die Prüfung kann sich hinziehen

Newcomer Germania sucht hierzulande jetzt schon Flugbegleiter, die man sich als «enthusiastische und freundliche Team-Player» wünscht. Um als Schweizer Airline abheben zu können, fehlt Germania noch das Air Operator Certificate AOC, das vom Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL vergeben wird. Damit lässt man sich offenbar Zeit: «Bis Ende August haben wir von Germania noch keine Dokumente erhalten», sagt BAZL-Sprecher Urs Holderegger. Die Prüfung kann sich hinziehen: «Bei einer bestehenden und gut dokumentierten Airline dauert das in etwa ein halbes Jahr.»

Andreas Güntert
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