Das chinesische Alipay setzt sich in der Schweiz immer mehr als Zahlungsmittel durch. Nach der Ankündigung von Marktführerin SIX, Alipay bald unterstützten zu wollen, zieht nun auch der nach SIX zweitgrösste Acquirer Concardis nach.

CEO Marcus Mosen sagt gegenüber der Handelszeitung, Concardis werde in der Schweiz «noch im Laufe des Jahres» mit Alipay starten. «Das macht den chinesischen Touristen das Einkaufen in der Schweiz noch einfacher.»

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SIX will noch im Januar beginnen

Die SIX Group kündigte bereits im vergangenen Dezember an, europaweit Alipay-Zahlungen abwickeln zu wollen. Damals hiesse es, der Rollout beginne im Januar. Six und Concardis wollen die Zahlungen über ihre bestehenden Kreditkarten-Terminals abwickeln.

Als erste im Schweizer Markt hatte die deutsche Wirecard bereits im vergangenen September eine Alipay-Lösung lanciert – allerdings auf Basis einer App für Handys oder Tablet Computer.

400 Millionen Kunden

Alipay ist mit einem Marktanteil von rund 80 Prozent das derzeit dominante Handy-Zahlungsmittel in China. 2016 hatte die Tochter des Handelshauses Alibaba rund 400 Millionen registrierte Kunden.

Concardis-CEO Mosen sagt, man müsse zunehmend grenzüberschreitend denken. «Das gilt auch für die Schweiz als Tourismusmagnet in der Mitte Europas

In der Schweiz kann Alipay vor allem für Detailhändler und Gastrounternehmen mit chinesischen Kunden interessant sein, Alipay als Alternative zu Kreditkarten zu akzeptieren. Concardis hat eine relativ starke Stellung in der Hotellerie, konnte unlängst aber auch die SBB als grossen Kunden gewinnen.

Für Schweizer Konsumenten hat Alipay derzeit indes kaum eine Bedeutung. Anders als Apple Pay stellt es daher auch keine direkte Konkurrenz zum noch immer nicht richtig gestarteten Mobile-Zahlungsmittel «Twint» dar.

Preise sollen sinken

Gleichzeitig dürften die Preise im Zahlungsverkehr für den Handel - insbesondere bei Kreditkarten - weiter unter Druck kommen, sagt Mosen. Er verweist darauf, dass die Interchange-Gebühren im Kreditkartenmarkt im kommenden August sinken werden. Dies hatte die Branche vor einiger Zeit in einer Vereinbarung mit der Wettbewerbskommission festgehalten.

Die so genannte Interchange-Fee wird bei den Händlern eingezogen und an die Herausgeber von Kreditkarten weiter gereicht. Sie wurde in einer Art Kartell unter allen Kreditkartenanbietern abgesprochen

Concardis wolle seine Marktstellung in den kommenden Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiter ausbauen, sagt Mosen. Aus dieser Stellung als «Payment Champion» wolle man in einem zweiten Schritt den Ausbau in anderen europäischen Ländern planen.

Michael Heim Handelszeitung
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