Es gibt diesen Twitter-Kanal «Siroop – Happy Working». Er zeigt, wie die 180 «Siroopies» bei der Arbeit sehr viel Spass haben. Am Coop-Hauptsitz in Basel fand man es weniger lustig, wie die «Kollegen» in Zürich einen auf Google machten und Millionen verbrannten.

Aber die Ressentiments waren nicht der einzige Grund für das abrupte Ende von Siroop. Mutmasslich den Stecker gezogen hat Hansueli Loosli, VR-Präsident der beiden Siroop-Aktionäre Swisscom und Coop. Der Marktplatz soll seine Idee gewesen sein, wie man aus Swisscom-Kreisen hörte. Er beauftragte offenbar Führungsleute aus beiden Unternehmen, damit diese in Rekordzeit ein Konzept für einen Schweizer Amazon-Klon ausarbeiten. Es sei alles sehr schnell gegangen. Zu schnell wohl: Schon nach einem Jahr zählte das Start-up knapp 200 Angestellte.

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Geduld und Ausdauer nötig

Hätte Hansueli Loosli wissen müssen, dass Start-ups auf diesem Niveau Jahre brauchen, um rentabel zu werden? Ganz sicher. Andere grosse Online-Händler wie Zalando oder Digitec Galaxus haben gezeigt, dass man viel Ausdauer benötigt. Und Marktanteile sind erst mal wichtiger als schwarze Zahlen.

Geduld und Ausdauer für ein teures Angebot aufzubringen, auf das keiner gewartet hat: Das kann sich die Swisscom, die zu 51 Prozent dem Bund gehört, nicht leisten. Denn Loosli spürte Parlamentarier im Nacken, die ihn unermüdlich warnten, dass hier Volksvermögen verbrannt werde.

Nach zwei Jahren stehen bei Siroop Ausgaben von 50 Millionen Franken einem ähnlich hohen Verlust gegenüber, wie die «Handelszeitung» mit Branchenexperten schätzte. Die rund 60 Millionen Umsatz zeigten, dass man volumenmässig auf keinen grünen Zweig kommt. Zum Vergleich: Der 2012 gegründete Konkurrent Galaxus setzte letztes Jahr geschätzte 144 Millionen um. Loosli zog den Stecker, bevor die Kritik zu einem Problem geworden wäre.

Untergangsstimmung bei Siroop

Die «Siroopies» haben nun keinen Spass mehr an ihrer Arbeit. Der letzte Twitter-Eintrag datiert vom 12. April, dem Tag, als die Swisscom ihren Anteil dem Detailhändler Coop überliess. Seither herrscht Untergangsstimmung bei Siroop. Verabschiedet haben sich bereits Finanzchef Riet Steiger, Marketingchef Christian Hauth und Technikchef Patric Fornasier.

Mit 30 Leuten will Coop den Laden bis Ende Jahr abwickeln. Der Rest darf sich nochmals bei Coop bewerben. Für Einzelne könnte es bei der Swisscom Platz haben, heisst es. Coop will Siroop mit dem Heimelektronik-Shop Microspot zusammenführen, der von Jegenstorf BE aus operiert. Ob die bis zu 60 Siroop-Entwickler dort auch gebraucht werden, bleibt fraglich. Nun wird den Angestellten nahegelegt, bis auf Weiteres am Arbeitsplatz zu erscheinen. Auch wenn es dort nichts mehr zu tun gibt.