An der Gerüchtebörse in der Romandie wird der angeblich bevorstehende Wegzug der Hinduja Bank heiss gehandelt. Doch das Gegenteil ist richtig: Der mehrheitlich mit Genfer Bürgerrecht ausgestattete Milliardärsclan sucht im Bankensektor Zukaufmöglichkeiten.

Ein erster Versuch des breit diversifizierten Mischkonzerns Hinduja, seine Schweizer Bank in die EU zu erweitern, scheiterte im Vorjahr am Veto der Luxemburger Finanzaufsicht. Mit der belgischen KBC-Allfinanzholding hatte Clanchef Srichand Hinduja (76) dabei vertraglich bereits besiegelt, für 1,35 Milliarden Euro deren Privatbankenverbund KBL European Private Bankers zu übernehmen und mit der Hinduja Bank (Switzerland) zu verschmelzen.

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Doch auch nach dem Veto der Behörden plant die indischstämmige Familie, das Fundament der Gruppe zügig auszubauen. Mehr als 35 000 Mitarbeitende stehen in rund 60 Ländern auf den Lohnlisten Dutzender Firmentöchter vom Automobilbau (Ashok Leyland) über das Mineralölgeschäft (Gulf Oil) bis zum Bankbusiness. Dessen Gewicht soll im Konglomerat zügig zunehmen: «Die Zeit ist günstig», beurteilt ein Insider die Chancen im Geldgeschäft und erwartet in den nächsten Monaten schweizweit noch manche Kaufgelegenheit. Die Wechsel im Aktionariat bei der Bank Wegelin in St. Gallen und der Basler Bank Sarasin, die bei Raiffeisen beziehungsweise der Safra Holding landeten, werden nicht die letzten Veränderungen bei den Besitzverhältnissen der Schweizer Privatbanken bleiben.

Mit Filialen in Zürich und Luzern sowie eigenen Tochterfirmen in Basel, St. Margrethen SG und neu seit dem Sommer in Lugano verfügt die Hinduja Bank zwar über ausreichende Präsenz. Das Management will «die beste Schweizer Banking-Tradition mit lokalem Marktzugang und fundierten Kenntnissen der weltweit wichtigsten Wachstumsmärkte kombinieren». So betrachtet, soll es regional eben noch ein wenig mehr sein. «Wo Ost und West zusammentreffen», werben die Genfer mit ihrem Know-how von New York über Dubai bis nach Mumbai. Ihr Statthalter, Prakash Hinduja (66), hatte mit Ehefrau Kamal und seinen drei Kindern Ajay (44), Ramkrishan (41) und Tochter Renuka (40) vor Jahren schon das Bürgerrecht von Genf erworben.

Neben Familienoberhaupt Srichand Hinduja (76) sitzt Ajay Hinduja, diplomiert an der Universität Genf in Volkswirtschaft und Finanzlehre, im Verwaltungsrat der Bank.