Daten von Immobilienexperten deuten auf ein Lädelisterben im Zürcher Niederdorf hin. Laut Wüest Partner liegt die Anzahl der Inserate für Verkaufsflächen im Quartier im zweiten Quartal bei 15. Damit sind so viele Gewerbeimmobilien zur Vermietung ausgeschrieben wie seit Jahren nicht mehr. Nur im zweiten Quartal 2016 lag der Wert noch höher.

Hinzu kommt eine längere Insertionsdauer. Im Mittel liegt diese pro Inserat bei 60 Tagen. Ebenfalls ein mehrjähriger Rekord. «Es ist nicht so, dass das Niederdorf aussterben wird, aber die Zahl der Inserate und die steigende Insertionsdauer widerspiegeln die höheren Herausforderungen bei der Vermarktung», sagt Robert Weinert, Immobilienexperte bei Wüest Partner.

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Verkäufsflächen sind zu klein, keine Parkplätze

Die Herausforderungen im Niederdorf sind vielfältig. Für viele Unternehmen sind die Läden nicht ideal. Die Verkaufsflächen sind oftmals klein und verwinkelt, und wegen des Denkmalschutzes und der Gebäudestruktur ist der Spielraum für Veränderungen gering.

Grundsätzlich ein Problem von Altstädten ist der Mangel an Parkplätzen. Im Niederdorf sind sie besonders rar. Anders als bei Einkaufszentren gibt es auch keine zentrale Steuerung. Die Interessen der Vermieter sind höchst verschieden. Der optimale Mietermix ergibt sich, anders als im Shoppingcenter, nur zufällig.

Onlinehandel nagt am Umsatz

Dann haben auch die Mieter im Niederdorf mit übergeordneten Problemen zu kämpfen. Die Bedeutung des Onlinehandels steigt seit Jahren – die Margen sinken. Seit der Aufhebung des Mindestkurses im Jahr 2015 wächst der Einkaufstourismus im Ausland. Touristen sind zwar nicht ausgeblieben, der Besuch geht für sie aber noch mehr ins Geld. Für das Shopping im Dörfli bleibt weniger übrig. Das Niederdorf ist sowohl von lokalen Shoppern als auch von Touristen abhängig und leidet doppelt.

Bei Wüest Partner rechnet man nur mit einem vorübergehenden Rückschlag. «Das Niederdorf hat viele Vorzüge. Ich gehe davon aus, dass es aufgrund seiner Authentizität auch langfristig attraktiv ist», sagt Weinert.

Erich Gerbl
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