Ein Betriebsunterbruch ist ärgerlich und kann ins gute Tuch gehen. Ebenso Störungen in der Lieferkette, Rückrufaktionen, Feuer in oder Überschwemmung der Fabrik. Doch Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Manager richten ein wachsames Auge nicht nur auf das Mikro-Umfeld, sondern ebenso auf Herausforderungen des Makro-Universums. So zählen Arbeitslosigkeit, Finanzkrisen und das Versagen nationaler Regierungen, für Stabilität zu sorgen, zu den Hauptrisiken, denen sich Firmen auf der ganzen Welt ausgesetzt sehen. Das zeigt ein Vorabblick in den Global Risks-Report des World Economic Forums, der im Januar 2018 erscheinen wird.

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Neue Geschäftsmöglichkeiten

Doch wo Schatten, ist die Sonne nicht fern: Durch Wirtschaftswachstum und technologischen Fortschritt entstehen zugleich neue Geschäftsmöglichkeiten. Auch für Versicherer. Diese in kommerziell erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen umzusetzen, ist aber nicht so einfach. Wer kann schon mögliche Auswirkungen der Nanotechnologie, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge oder Cyber abschätzen und diese in Prämien umrechnen? Beispiel Cyber: «Das ist vermutlich bei allen Versicherern nach wie vor schwierig einzuschätzen, weil weltweit schlicht zu wenig Daten und damit Erfahrungswerte vorliegen», gibt Jörg Bertogg, Leiter Commercial Insurance Switzerland der Zurich Insurance Group, zu bedenken.

«Pricing ist der Schlüssel», ist Michael Rüsch überzeugt. «Oft schauen wir zurück auf die Historie, den bisherigen Schadenverlauf und schreiben das dann in die Zukunft fort. Bei neuen Risiken wie Cyber ist das aber gefährlich», warnt der Country Manager Schweiz von XL Catlin. Rüsch setzt auf «Predictive Modelling», auf Prognosemodelle, bei denen die vorhandenen Daten analysiert und dann interpretiert werden, um zukünftige Entwicklungen abzuleiten. XL Catlin investiert entsprechend gezielt in spezialisierte Start-ups im Umfeld der Versicherungsindustrie und dem Brokergeschäft, um neue Risiken besser zu verstehen und Lösungsvorschläge für die Industrie bereitzustellen. Michael Rüsch: «Wir nutzen unsere Netzwerke, um die Bedürfnisse der Kunden und ihre Herausforderungen besser zu verstehen.»

Das kommt bei den Kunden gut an – wird aber auch höchste Zeit. «Die Pauschalisierung von Deckungen und Loslösung von alten Tarifmustern und Produkten ist heute noch wie vor 50 Jahren», kritisiert etwas provozierend Vito Fortunato, Leiter Versicherungs-Management beim Migros-Genossenschafts-Bund, anlässlich einer Podiumsdiskussion am diesjährigen «Insurance Forum». Und Evelyn Lämmli, Head Corporate Risk and Insurance Management bei der Rieter Management AG forderte am gleichen Anlass «weniger Komplexität in den Produkten, mehr Risikoprävention und ganz allgemein mehr Unterstützung durch Versicherer und Broker».

Ausdünnung im Underwriting

Für Migros-Versicherungschef Vito Fortunato haben die Versicherer auf dem Weg zu mehr Flexibilität mit einem grossen Handicap zu kämpfen: Mit einer «Ausdünnung» im Underwriting: «Der klassische und kompetente Underwriter stirbt langsam aus.» Fortunato fragt sich, ob Versicherer zu reinen Risikoträgern mutieren könnten. Hat ein Nachfolgeproblem von Versicherungsexperten für Industriekunden zur Folge, dass das Underwriting komplett digitalisiert wird?

Nicht ganz so dramatisch sieht es Michael Rüsch. Zwar ist er überzeugt, dass sich das Underwriting fundamental verändern wird, dass in Zukunft ganz andere Fähigkeiten gefragt sein werden als heute: «Ich glaube aber nicht, dass man das Underwriting gänzlich digitalisieren kann.» Der Schweiz-Chef von XL Catlin kann sich aber gut vorstellen, dass Underwriter zu «Dirigenten der Daten» werden könnten. Aber ganz am Schluss des Prozesses sei es immer noch eine Person aus Fleisch und Blut, die entscheiden müsse, ob ein bestimmtes Risiko angenommen werden soll oder nicht. Eine ebenso grosse Bedeutung wie das Underwriting haben das Claims Management sowie das Risk Consulting, das bei einigen Gesellschaften inzwischen eine strategische Funktion erhalten hat.

Die Vergangenheitsorientierung jedenfalls – darin sind sich alle einig – hat keine Zukunft. Und an Ideen in der Beziehung zwischen Industrieversicherern und grossen Firmenkunden mangelt es wahrlich nicht.

 

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der «Schweizer Versicherung» Ausgabe November 2017.

«Schweizer Versicherung» Ausgabe 11/17
Quelle: Schweizer Versicherung