Der Flugzeugbauer Airbus kann doch noch auf einen Emirates-Auftrag für den neuen Langstreckenjet A350 hoffen. Die arabische Fluggesellschaft wolle insgesamt 50 bis 70 zweistrahlige Grossraumflieger bestellen, sagte Emirates-Chef Tim Clark der «Financial Times». Dabei seien Gespräche sowohl mit Airbus als auch dem US-Rivalen Boeing, der in dieser Flugzeugklasse den Dreamliner im Angebot hat, geplant. Diese sollen zum Jahreswechsel aufgenommen werden.
Emirates hatte am 11. Juni bei Airbus die komplette Bestellung über 70 Maschinen des Typs A350, der in wenigen Monaten zum ersten Mal ausgeliefert werden soll, storniert. Der Kurs der Airbus-Aktie sackte seit der Stornierung um rund acht Prozent ab und entwickelte sich damit deutlich schlechter als der Gesamtmarkt. Am Dienstag legte das Papier rund ein Prozent zu.
Zweifel an Verbrauch und Flugleistung
Mitte Juni hatten weder Airbus noch Emirates konkrete Gründe für die Stornierung genannt. Airbus-Verkaufschef John Leahy sagte lediglich, dass Emirates seine Flottenplanung überdacht und geändert habe. Emirates schwieg dagegen. Nach «FT»-Informationen gab es Zweifel, wie die Jets genau ausgestattet werden und wie sie sich bei Verbrauch und Flugleistung schlagen. Clark hatte vor der Abbestellung Kritik an der Langversion A350-1000 geübt.
Zuletzt hatte es bei neuen Flugzeugtypen immer wieder Probleme bei der Einführung gegeben. So durfte zum Beispiel der 2011 eingeführte Boeing-Flieger Dreamliner im vergangenen Jahr zeitweise nicht fliegen, weil es Probleme mit Batteriebränden gab. Es könne daher sein, dass sich Emirates beim A350 erst einmal zurückhalten wollte, hiess es in dem Bericht. Emirates-Chef Clark betonte gegenüber der «FT«, sein Unternehmen wolle ein «ausgereiftes» Flugzeug erwerben.
Eigentlich war die aufstrebende Fluglinie der erste Besteller der A350. Emirates hatte die 70 Flieger bereits 2007 geordert. Laut Preisliste hatte der Auftrag damals einen Gesamtwert von rund 16 Milliarden US-Dollar (11,8 Milliarden Euro). Heute würden für die 70 Maschinen laut Liste sogar gut 21 Milliarden Dollar fällig. Allerdings sind bei Flugzeugbestellungen Nachlässe im zweistelligen Prozentbereich üblich.
«Keine finanziellen Belastungen» für Airbus
In der Airbus-Produktion reisst trotz der Abbestellung nicht unmittelbar ein Loch auf: Zwar sackte der Auftragsbestand für den Airbus A350 nun von 812 auf 742 Stück nach unten, allerdings sollten die Maschinen für Emirates erst in den Jahren 2019 bis 2023 ausgeliefert werden. «Das bringt uns jetzt keine finanziellen Belastungen«, hatte Airbus-Manager Leahy gesagt. Er hofft, rechtzeitig genügend neue Bestellungen für den Jet hereinzuholen. Die erste Maschine vom Typ A350 soll Ende 2014 bei der arabischen Qatar Airways in den Liniendienst gehen.
Der A350 ist der jüngste Spross von Airbus und soll für Jahrzehnte zum Kassenschlager werden. Erst auf Druck grosser Kunden hatte sich Airbus entschlossen, den Flieger als völlige Neukonstruktion in Angriff zu nehmen. Die Schätzungen für die Entwicklungskosten liegen bei mehr als zehn Milliarden Euro. Emirates bleibt trotz der Abbestellung Grosskunde bei Airbus. Erst im vergangenen Jahr hatte die Gesellschaft ihre Bestellungen für das Grossraumflugzeug A380 von 90 auf 140 Maschinen aufgestockt.
Airbus will Boeing mit dem A350 weitere Marktanteile beim lukrativen Geschäft mit Langstreckenjets abjagen. Die komplette Neuentwicklung mit einem Rumpf aus Kohlenstofffaser und sparsameren Triebwerken soll ihre betagtere Vorgängerin A330 schrittweise ablösen. Mehr Platz und Komfort für - je nach Variante - 276 bis 369 Passagiere, weniger Treibstoffverbrauch und geringere Wartungskosten für die Fluglinien, so das Versprechen des Herstellers.
(sda/awp/me)