Direkt nach dem SNB-Entscheid gab sich die Privatbank Julius Bär demonstrativ gelassen. Der Schock durch die plötzliche Aufgabe der Frankengrenze war noch frisch, die Märkte rangen um ihr Gleichgewicht. Die Julius Bär Gruppe habe jedoch «insgesamt keine Verluste» verzeichnet, hiess es in einer Mitteilung der zweitgrössten Schweizer Privatbank kurz nach dem SNB-Schock. Die hohe Volatilität habe man «erfolgreich bewältigt».

Spätestens heute kann die Mitteilung als ein Versuch der Schadensbegrenzung verstanden werden. Denn ungeachtet der optimistischen Aussagen wird gerade Julius Bär durch den starken Franken sehr belastet. So sahen es die Anleger: Der Aktienkurs gab seit dem SNB-Entscheid Mitte Januar bis Ende vergangener Woche um über 20 Prozent nach. Kein anderer der insgesamt 20 SMI-Titel musste ein grösseres Minus hinnehmen.

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Kosten schnell reduzieren

Und so sehen es auch die Analysten: Julius Bär sei die von der Aufgabe des Mindestkurses die in ihrem Anlageuniversum am meisten betroffene Schweizer Bank, kommentierten heute die Experten der Bank Vontobel. Die neu verkündeten Massnahmen seien daher «nötig, um die mittelfristigen Zielsetzungen zu erreichen».

Die Massnahmen, das meint das Sparprogramm von 100 Millionen Franken, das der Vermögensverwalter heute mit den Jahreszahlen bekannt gab. Dabei hatte Julius Bär gute Zahlen zu berichten: Sowohl die verwalteten Vermögen als auch der Gewinn legten deutlich zu. Marktbeobachter hatten dennoch Sparmassnahmen erwartet – und sie wurden von den Anlegern begrüsst: Die Aktie legte am heutigen Vormittag in der Spitze um 7 Prozent zu. Dabei half auch die höhere Dividende – Julius Bär hat statt 60 Rappen jetzt einen Franken pro Aktie vorgeschlagen.

Verlagerung von Stellen aus der Schweiz

Allerdings bedeutet der neue unternehmerische Kurs eine stärkere Abkehr von der Schweiz. Um 60 Millionen Franken sollen die Kosten schon in diesem Jahr reduziert werden. Wie Julius-Bär-Chef Boris Collardi bei der Präsentation der Jahreszahlen sagte: «Die Massnahmen sollen möglichst bald umgesetzt werden, um die Bank auf Wachstumskurs zurückzubringen.»

Gespart werden soll vor allem am Personal: 200 Stellen will Julius Bär streichen, davon einen Grossteil in der Schweiz. Finanzchef Dieter Enkelmann sagte, die Jobs sollten möglichst über natürliche Abgänge abgebaut werden. Es werde aber auch zu Entlassungen kommen, möglich sei eine Verlagerung der Stellen aus der Schweiz.

Vermögensanlage jenseits der Schweizer Franken

Diese Nachrichten mögen für den Schweizer Standort von Nachteil sein. Julius Bär sieht sich aber auf einem guten Weg. Und dieser führt stärker ins Ausland. Zum einen betonte Bankenchef Collardi, habe das Asiengeschäft mittlerweile einen Anteil von einem Viertel am Umsatz des Vermögensverwalters. Tendenz steigend.

Zum anderen steht für Julius Bär im Mittelpunkt, die Kostenbasis in Schweizer Franken zu senken. Die im Abschluss begriffene Übernahme der Vermögensverwaltung von Merrill Lynch sei hier ein Schritt in die richtige Richtung, so Collardi. Noch immer verzeichnet der Vermögensverwalter aber 60 Prozent seiner Kosten in Schweizer Franken, gegenüber 13 Prozent der Einnahmen. Diese Diskrepanz soll kleiner werden, in den kommenden drei bis fünf Jahren der Anteil auf unter 50 Prozent sinken. Julius Bär werde auch mit den Kunden beraten, ob es sich für sie lohne, ihre Anlagen in Schweizer Franken zu reduzieren, so Collardi.

Angst um die Spitzenposition der Schweiz

Mit diesen Schritten reagiert das Geldhaus aber nicht nur auf den SNB-Entscheid, sondern setzt einen langfristigen Umbau fort. Die Schweizer Privatbanken sorgen sich schon länger um ihre weltweite Spitzenposition. Eine Deloitte-Studie bestätigte der Eidgenossenschaft nun zwar überdurchschnittliches Wachstum – die USA, Singapur und Hongkong holten aber rasch auf.

Julius-Bär-Chef Collardi sagte kürzlich bereits, er erwarte ein weiteres Schrumpfen der Zahl der Schweizer Vermögensverwalter
, um rund 40 auf 100 Häuser innert fünf Jahren. Übernahmen könnten dabei für Julius Bär durchaus interessant sein, ergänzte Collardi heute. Allerdings sei ihm ein Zukauf à la Merrill Lynch – mit einer stärkeren Kostenbasis in ausländischer Währung – derzeit lieber.