Seit dem 1. Juni hat Pascal Gentinetta einen neuen Job: Der Ex-Chef des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse amtet als Head Public Policy bei Julius Bär. Die Berufung hat für Erstaunen gesorgt, hat die Bank mit Georg Hess doch bereits einen Polit-Lobbyisten – mit dem sehr ähnlichen Titel «Head Public Affairs» notabene. Die beiden Netzwerker, von denen Gentinetta direkt an Bär-CEO Boris Collardi rapportiert, werden sich die Aufgaben aufteilen, heisst es bei der Bank. Hess soll wie bisher auf seine gute Beziehung zu Politikern und Parlamentariern setzen, Gentinetta darüber hinaus verstärkt die Beziehung zu den Verbänden pflegen. Der 58-jährige Hess wolle zudem mit 60 Jahren kürzertreten.

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Mit der Berufung von Gentinetta wird Collardi seinem Ruf als Empire-Builder einmal mehr gerecht: Er schart gerne viele Direktverantwortliche um sich und inszeniert damit seine Macht. Das zeigt sich auch in der Geschäftsleitung, in der insgesamt 15 Personen walten – aufgeteilt auf die siebenköpfige GL der Bär Gruppe und die zwölfköpfige GL der Bank Julius Bär, wobei nebst ihm selber jeweils drei Personen in beiden Gremien sind. Operative Verantwortung tragen nicht mehr als die Hälfte.

Obwohl Julius Bär de facto nur noch als Bank arbeitet, leistet sie sich diese Doppelstruktur. Konsequenz ist allerdings, dass die Vergütungen der GL-Mitglieder nicht vollumfänglich ausgewiesen werden müssen. Denn im Vergütungsbericht sind nur die Kosten für die Gruppe ausgewiesen, nicht jene für die zwölf GL-Mitglieder der Bank selber. Für die Gruppenführung wurden 2013 Saläre von 16,9 Millionen Franken ausgeschüttet. Zieht man die 5,9 Millionen ab, die Collardi bezog, bleiben pro GL-Mitglied 1,8 Millionen. Verdeckt bleibt, was die fünf sicher gut dotierten regionalen Spartenchefs oder die Vertreter der zentralen Leitungsfunktionen wie der jüngst dazugestossene Chief Investment Officer Burkhard Varnholt – ein Bekannter von Collardi aus Credit-Suisse-Zeiten – verdienen.

Konkurrenten setzen auf schmalere Führungsriegen: UBS-Chef Sergio Ermotti setzt für seine weitaus grössere Bank auf neun GL-Kollegen, CS-Chef Brady Dougan auf acht. Kleinere Privatbanken wie Vontobel kommen mit sechs GL-Mitgliedern aus, die ZKB zählt neun GL-Mitglieder.

Erik Nolmans
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