Als Food-Verkäufer wäre Mark Schneider eine Sensation. Die neuen Fruchtriegel der britischen Nestlé-Marke «Yes!» seien «toll als Zwischenmahlzeit», sagt der Konzernboss, «probieren Sie das hier mit Sea Salt, das ist richtig cool».

Die italienische Liebespraline «Baci» bietet Nestlé neu mit der pinken Ruby-Schokolade an, «die passt da besonders gut», das leicht mit Fruchtsaft versetzte «Perrier & Juice» füllt die riesige Lücke zwischen gesüssten Limonaden und klarem Wasser, falls den modernen Gesundheitsaposteln der direkte Schwenk von Cola Richtung reines H2O zu schwer fällt, und im anschwellenden Markt für kalt gebrauten Kaffee hat Schneider weltweit mehrere Produkte am Start, mit Zucker oder ohne, je nachdem, wie süss die Zunge der Konsumenten vor Ort eben sei.

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Kein Nestlé-Kenner kann sich erinnern, dass ein Konzernboss jemals mit solcher Hingabe Fruchtriegel angepriesen hätte. Immer wieder blitzt Schneider der Schalk in den Augen auf – aber um ihn freizulassen, ist seine Selbstkontrolle zu ausgeprägt.

Nestle Baci-Liebespraline mit Ruby

Innert sechs Monaten an den Markt: «Baci»-Liebespraline mit Ruby.

Quelle: fabrizio troccoli

Aggressiver Investor Loeb

Für Daniel Seth Loeb gehörte fehlende Selbstkontrolle hingegen zum Brand Building. «Dan» Loeb hat sich als Firmenjäger mit seinem Hedgefonds Third Point einen Namen gemacht: Wenn er einsteigt, wird es schmutzig. Loeb drängt mit allen Mitteln auf steigende Gewinne und höhere Aktienkurse. Und er geht am liebsten aggressiv auf das Management los, mit ruppigem, oft beleidigendem Vokabular. Und das Ganze findet zu allem Überfluss meist auch einen Weg an die Öffentlichkeit. Loeb agiert noch rabiater und konsequenter als seine berüchtigten Konkurrenten Carl Icahn oder Bill Ackman. 

Und dieser Dan Loeb rief im Juni 2017 in Vevey an. Im Chefbüro von Mark Schneider liess er wissen, Third Point habe 1,3 Prozent an Nestlé erworben, 3,5 Milliarden Dollar investiert. Für Loeb die grösste Wette seines Lebens. Für Schneider und Nestlé eine ernstzunehmende Attacke auf den Konzern und für Corporate Switzerland der seit Menschengedenken grösste Angriff eines ausländischen Raiders auf die grösste Ikone der Schweizer Wirtschaft. Ein Kampf der Superlative. Champions League.

Wie dieser Kampf sich entwickelt hat, wie Schneider und Loeb miteinander umgehen («eine Sportart im Spektrum zwischen Degenfechten und Schattenboxen»), welche Konzerne und Konzernchefs Dan Loeb schon erlegte: Die Titelgeschichte der neuen BILANZ.

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Dirk Ruschmann
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