Griechenland sucht verzweifelt nach frischen Geldquellen. Ein probates Mittel sind höhere Steuern. Diese Aussichten allerdings haben bei den Reichen eine Kapitalflucht ausgelöst. Alleine in den ersten drei Monaten sind 8,5 Milliarden Euro abgeflossen. «Inzwischen dürften es weit über zehn Milliarden sein», sagt Vassilis Zeras. «Das Geld fliesst primär nach England, in die Schweiz und nach Zypern», so der Wirtschaftsredaktor der führenden griechischen Tageszeitung, «Ekathimerini», weiter.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Reiche Griechen besitzen heute im Ausland Immobilien und Unternehmen. Deshalb ist der Kapitaltransfer kein Problem mehr», erläutert Savvas Pavlou, Herausgeber des Magazins «Greek Rich List». Vor allem in London treten Griechen als fleissige Aufkäufer von Häusern in Erscheinung. Aber auch im Schweizer Immobilienmarkt kaufen vermehrt Treuhänder für Kunden aus Hellas. Sie heizen, so ein Vermögensverwalter, vor allem in Genf, in der Waadt sowie im Saanenland die Nachfrage an.

Die Griechen nutzen ihre frisch erworbenen Immobilien als Zweit- und Ferienwohnungen, doch kaum einer wird seinen Wohnsitz verlegen. «Zum grossen Auszug von Superreichen kommt es nicht mehr», ist Pavlou überzeugt. Die Multimillionäre griechischer Abstammung in der Schweiz – in der BILANZ-Liste der 300 Reichsten sind deren sechs zu finden –, die zum Teil seit Jahrzehnten das milde Steuerklima ihrer Wahlheimat geniessen, erhalten also kaum Zuzug.

Gerade wegen der Krise für Schlagzeilen sorgt der vermögendste Griechenclan, die aus Genf operierende Familie Latsis. Familienchef Spiro Latsis hat über seine EFG Group zig Milliarden in griechischen Staatsanleihen parkiert. Die Nachfahren des Reeders Spyridon Latsis beschäftigen sich neben dem Banking auch mit Erdöl, Immobilien, Luft- und Schifffahrt. Ebenfalls im Reedereigeschäft reich geworden sind die Erben von Stavros Niarchos, die Familie Livanos und Athina Onassis, die sich dank ihrem legendären Grossvater Aristoteles Onassis auf ihr Hobby, die Reiterei, konzentrieren kann.

Aus eigener Kraft, nämlich als Gründer des Softwareunternehmens Temenos, ist George Koukis zu Reichtum gekommen. Bereits in den sechziger Jahren zog es die Sängerin Nana Mouskouri an den Genfersee. Dennoch hat sie Hellas nicht vergessen; die Exilgriechin überlässt die paar tausend Euro Pensionszahlungen, die ihr das Europaparlament ausrichtet, ihrer siechen Heimat.