Die Ratingagenturen Standard & Poor's (S&P) und Moody's sagen den Grossbanken ein weiteres schwieriges Jahr voraus. Insbesondere die europäischen Institute stünden unter Druck, erklärten die Analysehäuser am Montag unabhängig voneinander.

Bei ihnen komme zur schwindenden staatlichen Unterstützung infolge der neuen EU-Bankenabwicklungsregeln noch eine schwache Konjunktur hinzu, die die Gewinne begrenze. «Der europäische Bankensektor bleibt strukturell anfällig», erklärte Moody's-Analystin Carola Schuler. «Das bedeutet, dass die Institute ihre Kosten wohl weiter senken und ihre Geschäftsmodelle anpassen werden.»

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Trennbankensystem als Unsicherheitsfaktor

S&P sieht im sich abzeichnenden Trennbankensystem in Europa einen weiteren Unsicherheitsfaktor für internationale Geldhäuser. Viele Details seien hier noch offen, für den weiteren Kurs der Banken aber entscheidend. Im Grundsatz geht es darum, dass Finanzinstitute das riskantere Investmentbanking vom grundsoliden Einlagengeschäft mit den Privat- und Firmenkunden abgrenzen sollen.

Bislang konnten global systemrelevante Banken mit einer Rettung durch den Staat rechnen, wenn sie in Schieflage kommen. Denn ihr Zusammenbruch könnte das Finanzsystem als Ganzes destabilisieren. Diesen Freibrief soll es nach dem Willen der europäischen Regulierer nicht mehr geben: Künftig sollen primär Gläubiger und Aktionäre für die Abwicklung einer Bank zahlen, ohne den Steuerzahler zu belasten.

Negative Vorzeichen

Vor diesem Hintergrund hatte unlängst die Ratingagentur Fitch signalisiert, die Deutsche Bank im ersten Halbjahr 2015 wohl herabzustufen. Die anderen Agenturen könnten folgen. S&P-Bankenexperte Stefan Best erklärte in Frankfurt, sein Haus werde die Ratings schon im Januar auf den Prüfstand stellen. In vielen Fällen seien die Vorzeichen negativ.

(awp/sda/ise/dbe)