Eisbären auf schmelzenden Schollen

8 Tricks: Wie Unternehmen ihre CO2-Bilanz aufhübschen

Seraina Gross Handelszeitung
Andreas Güntert Handelszeitung
Von Seraina Gross und Andreas Güntert
am 19.02.2021 - 15:07 Uhr

Eisbären auf schmelzender Scholle: Der Klimawandel bedroht ihren Lebensraum.

Quelle: Tessy Ruppert

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Immer mehr Unternehmen versprechen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie aber sieht eine saubere Klimapolitik wirklich aus?

Ob Fashion-Label oder In-Hotel: Bäume pflanzen ist hoch im Kurs bei Unternehmen, die ihre Klimabilanz aufbessern wollen. Auch alte Kämpen wie Nestlé entdecken das Thema. Konzernchef Mark Schneider will in den nächsten Jahren 200 Millionen Bäume pflanzen lassen. Nur: Aufforsten ist längst nicht der «Easy fix» fürs Klima, als welcher er bisweilen propagiert wird.

Aufforstung in Haiti (Trick 1)

Aufforsten – wie es hier in Haiti betrieben wird – ist kein «Easy Fix» für den Klimaschutz. Damit lasse sich lediglich Zeit kaufen.

Quelle: Keystone
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«Bäume pflanzen kann ein Element sein», sagt Reto Knutti, ETH-Professor und weltweit renommierter Klimaforscher. Aber es sei keine alleinige Lösung. Wald nimmt nur CO₂ auf, wenn er wächst. Ist er einmal da, ist er ein Nullsummenspiel fürs Klima; und werden Bäume gefällt und verbrannt, so geben sie wieder CO₂ ab. Mit Aufforsten lasse sich deshalb höchstens Zeit kaufen, und auch das nur beschränkt, sagt Knutti; denn Bäume liessen sich nicht überall pflanzen, weil die Flächen anders genutzt würden. «Zudem muss man sehr vorsichtig sein, wo und wie man aufforstet, damit man nicht bestehende Ökosysteme zerstört.» Entscheidend ist deshalb, dass die Organisation, die das Aufforsten übernimmt, das mit der notwendigen Sorgfalt tut – und dies ist längst nicht immer der Fall.

Klar ist: Die Baumpflanzerei ist mittlerweile so inflationär, dass Expertinnen wie Katharina Reuter von Unternehmensgrün, dem deutschen Wirtschaftsverband für nachhaltige Unternehmen, sagen: «Wenn mir ein Hotel sagt, es pflanze einen Baum, wenn ich das Handtuch zweimal verwende, dann ist das nicht seriös. Diese Nummer zieht bei mir nicht mehr.» Wichtiger wären echte Nachhaltigkeitsleistungen, zum Beispiel ein Frühstück mit Bio-Bestandteilen, sagt die Nachhaltigkeitsspezialistin.