8 Tricks: Wie Unternehmen ihre CO2-Bilanz aufhübschen
Eisbären auf schmelzender Scholle: Der Klimawandel bedroht ihren Lebensraum.
Quelle: Tessy RuppertImmer mehr Unternehmen versprechen, bis 2050 CO2-neutral zu werden. Wie aber sieht eine saubere Klimapolitik wirklich aus?
- Kapitel 1So erkennen Sie Greenwashing
- Kapitel 2Trick 1: Bäume pflanzen
- Kapitel 3Trick 2: Kerngeschäft nicht ändern
- Kapitel 4Trick 3: Lieferanten ausklammern
- Kapitel 5Trick 4: Unklare Claims
- Kapitel 6Trick 5: Ohne wissenschaftliche Basis
- Kapitel 7Trick 6: Keine externe Überprüfung
- Kapitel 8Trick 7: Billige Zertifikate kaufen
- Kapitel 9Trick 8: Internes CO2-Pricing fehlt
Nur das eigene Haus in Ordnung bringen: Auch das ist beliebt bei Unternehmen, die sich waschen möchten, ohne nass zu werden. Man konzentriert sich auf die eigene Produktion und die eigene Fahrzeugflotte und verschliesst die Augen davor, was vorher passiert ist und was nachher kommt. Beim Klimaschutz werden Emissionen deshalb unterschieden zwischen Scope 1 (wo nur die eigenen Operationen angeschaut werden), Scope 2 (Einbezug der externen Energiequellen) und Scope 3 (Einbezug der Lieferanten und der Emissionen der Produkte).
Alte Deponie von Lonza: Das Pharmaunternehmen muss künftig auch auf die Emissionen seiner Lieferanten achten.
Vorbildlich macht das Nestlé. Der Konzern – der mit 72 Millionen Tonnen anderthalbmal so viel CO₂ emittiert wie die Schweiz – hat sich in einem viel beachteten Effort nicht nur auf das ambitioniertere 1,5-Grad-Ziel verpflichtet, sondern auch seine Lieferanten, darunter unter anderem Hunderttausende Milchbauern weltweit, in die Betrachtung einbezogen. Dito Novartis: Der Pharmakonzern will bis 2030 bei den eigenen Operationen und über die gesamte Lieferkette klimaneutral werden. Das Beispiel zeigt, wie gross der Hebel eines Scope-3-Commitements ist.
Der Pharmazulieferer Lonza wird ab 2030 für Novartis nur noch klimaneutral produzieren können. Was wiederum dazu führt, dass Lonza seine Lieferanten in die Pflicht nehmen muss – eine Kettenreaktion. Noch härter wird es für Unternehmen, die Produkte herstellen, die ihrerseits nochmals CO₂ ausstossen, etwa der Autoindustrie: Hier müssen auch die Emissionen, welche die Autos verursachen, einbezogen werden. Gewiss, Scope 3 ist eine harte Währung, aber eine glaubwürdige Klimapolitik ist mit Scope 1 und 2 nicht zu machen.