Die Stimmung im Schweizer Detailhandel wird aggressiver: Während Coop 150 Nestlé-Produkte aus dem Sortiment wirft und sich mit dem Waadtländer Nahrungsmittelmulti um bessere Lieferkonditionen balgt, können andere Händler sich ins Fäustchen lachen. Und die PR-Trommel rühren. Etwa Manor.
In den schweizweit 32 Food-Märkten gilt neu eine Tiefpreisgarantie auf 100 Artikel. «Wir haben die Preise Ihrer 100 Lieblingsprodukte gedrückt, ermässigt, verringert, gesenkt, reduziert!», schreibt Manor. Damit die Kunden die Preissenkung auch mitbekommen, startet der Detailhändler eine Aktion: Wer eines der 100 gelisteten Produkten anderswo günstiger findet, erhält die doppelte Differenz zurückerstattet.
An der Kasse gibts Geld zurück
Das Geld bekommen Kunden an der Manor-Kasse. Sofern sie eines der im Laden ausgewiesenen Produkte kaufen und einen Beweis – etwa ein Foto oder Flyer – vorlegen, der zeigt, dass das exakt selbe Produkt mit gleicher Verpackung woanders günstiger ist.
Auffallend: Von den 100 Produkten stammen viele von Nestlé. So etwa Wasser der Marke San Pellegrino, Mayonnaise und Senf von Thomy, verschiedenste Nescafé-Kapseln, Cailler Schokolade oder Buitoni Pizzateig. Artikel also, die Coop derzeit zum Rabattpreis verramscht und boykottiert.
Nutzt also Manor den Streit zwischen Coop und Nestlé aus – um sich nun als Tiefpreisanbieter zu vermarkten? «Mit der Coop-Aktion hat das nichts zu tun», versichert Manor. Neben Nestlé-Produkten sollen auch Coca-Cola, Heineken-Dosen, Red Bull, Aromat, Reis von Uncle Ben’s, Barilla-Teigwaren, Paprika-Chips von Zweifel oder Kaltbach Gruyère schweizweit am billigsten erhältlich sein. «Unser Ziel ist es, für diese Produkte auf vergleichbarer Basis immer die tiefsten Preise zu bieten», sagt Manor. Dazu erstellt das Manor-Food-Team wöchentlich eine Übersicht zu den Preisen der Konkurrenz.
Manor fordert Denner heraus
Ob es sich mit der Preisgarantie um einen Strategiewechsel handelt, will Manor nicht kommentieren. Bisher jedenfalls war die Lebensmittelabteilung des Warenhauses nicht für Discountpreise bekannt. Im Gegenteil. Doch nun will das Unternehmen mit vielen Produkten sogar Denner schlagen, der sich in der Vergangenheit etwa mit Coca-Cola oder Cailler anlegte, um die Ware am billigsten zu verkaufen.
Dass sich Manor im Food-Bereich neu positionieren möchte, erstaunt nicht. Denn Einkaufstourismus und Online-Handel setzen den Warenhäusern zu. Zahlen veröffentlicht der Konzern zwar keine. Doch 2017 soll Manor ein Umsatzminus von 2,8 Prozent eingefahren und damit 0,6 Prozentpunkte hinter dem Branchendurchschnitt geschlossen haben, wie die «NZZ am Sonntag» kürzlich schrieb. Besonders im üblicherweise resistenten Lebensmittelbereich soll Manor der Konkurrenz hinterherhinken.
Jetzt setzt der Detailhändler zum Sprint an. Die Discountpreise sollen wieder mehr Kunden in die Läden locken.