Die Krise im Schweizer Detailhandel hat eine traurige Kühlerfigur: die Schuhverkäufer. Ihr Markt «ist seit Jahren rückläufig», sagt der Geschäftsleiter des Marktführers Dosenbach, Jürgen Pinggera. Bata, weltweit eine Grösse im Schuhhandel, hat sich aus dem Heimatmarkt Schweiz verabschiedet, Navyboot flüchtete zu Globus und hat, wie Pasito-Fricker, Reno und Walder, viele Verkaufsstellen geschlossen.

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Und die Karl-Vögele-Gruppe mit über 200 Shops in der Schweiz ging vor einem Jahr an die polnische CCC: Für 70 Prozent an Vögele zahlte CCC lächerliche zehn Millionen Franken. Für fast ein Drittel davon, gut drei Millionen Franken, liess Franco Savastano, Chef des Edelkaufhauses Jelmoli, vor drei Jahren seine Schuhabteilung renovieren. Ein Insider sagt, auch dort laufe «das Geschäft nicht wie erhofft».

Shops in Eigenregie statt via Franchise

Nun beschleunigt sich eine weitere Welle der Flurbereinigung: Ausländische Marken betreiben ihre Schweizer Shops in Eigenregie, statt sie von heimischen Händlern via Franchise führen zu lassen.

Am Zürcher Rennweg mietete die italienische Schuhmarke Geox 2018 einen Store, nachdem sie zuvor an derselben Strasse direkt gegenüber per Franchise vertreten war. Und im ehemaligen Schreibwarengeschäft von Landolt-Arbenz an der Bahnhofstrasse, das zur Poststrasse gezügelt ist, verkauft nun die dänische Ecco-Gruppe ihre selbst produzierten Schuhe.

Michael Dressen, Leiter der Retail-Beratung beim Immobilienvermarkter CBRE in Zürich, will zu Details keine Angaben machen, bestätigt aber, dass CBRE direkt von den jeweiligen Herstellern mit Standortsuche und Support bei den Vertragsverhandlungen beauftragt war.

Dass im Fall der inhabergeführten Ecco und der Landolts, denen das Haus an der Bahnhofstrasse gehört, eine Familie mit einer Familie verhandeln konnte, dürfte den Deal erleichtert haben.

Dosenbach, Schuhgeschäft, Bahnhofstrasse 104, Zürich

Dosenbach hat sich von der Bahnhofstrasse zurückgezogen.

Quelle: Nik Hunger

Gewinnmargen für sich 

Hintergrund der Strategie der Marken, Shops in Eigenregie zu betreiben, dürfte der Wunsch sein, die Gewinnmargen nicht mit einem Franchisenehmer teilen zu müssen. Die Hersteller, wie Ecco im ehemaligen Landolt-Arbenz-Store, können auf eigene Faust schneller agieren, wenn sich ihre Marke entwickelt: Ladendesign, Personal und Kundendaten liegen dann bei ihnen.

Ecco hat das früher dunkel verkleidete Ladengeschäft zügig mit modernem, hellem Mobiliar bestückt. Ein von Walder betriebener Ecco-Store am Limmatquai wirkt im Vergleich weniger modern.

Der Wegzug von Dosenbach aus der Premiumlage Bahnhofstrasse 104, neben einem H&M-Flagship-Store, in eine neue Location an der Uraniastrasse, habe hingegen keine wirtschaftlichen Gründe, beteuert der Hersteller. Vielmehr sei die Verkaufsfläche im Erdgeschoss zu klein geworden.

Nach BILANZ-Informationen zieht hier der italienische Wäschemulti Calzedonia mit mehreren seiner Konzernbrands, wie Intimissimi und Calzedonia, ein. 

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Dirk Ruschmann
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